Roman Macher, Bestattung Kärnten, 
Klagenfurt
Roman Macher, Bestattung Kärnten, Klagenfurt © Evelyn Hronek
Digitale Trauer

Tod und Trau­er im
digi­ta­len Zeit­al­ter

Der Tod und die damit verbundene Trauer sind Themen, die alle betreffen, jedoch noch immer häufig tabuisiert werden.

28.10.2025 09:49 von Sarah Moser
Lesezeit 5 Minuten

Jedes Jahr zu Aller­hei­li­gen rücken die The­men Tod und Trau­er beson­ders ins Bewusst­sein. Vie­le Men­schen erin­nern sich an ihre ver­stor­be­nen Ange­hö­ri­gen, schmü­cken und besu­chen ihre Grä­ber und den­ken nicht sel­ten auch an die eige­ne End­lich­keit.

Online Abschied neh­men

Der Tod ist längst kein rei­nes „Offline“-Thema mehr. Auch in die­sem sen­si­blen Bereich hat die Digi­ta­li­sie­rung Ein­zug gehal­ten. Online-Kon­do­len­zen, vir­tu­el­le Gedenk­sei­ten und digi­ta­le Trau­er­por­ta­le ermög­li­chen es, Abschied zu neh­men – selbst über gro­ße Distan­zen hin­weg. Das sei auch sehr tröst­lich für Ange­hö­ri­ge, wenn die­se sehen, wie vie­len Men­schen der oder die Ver­stor­be­ne wich­tig war, erklärt die Trau­er­be­glei­te­rin Bar­ba­ra Flasch­ber­ger-Her­ze­le.

Wuss­ten Sie, dass…

… 7,3 Mil­lio­nen Öster­rei­che­rin­nen und Öster­rei­cher Social Media täg­lich nut­zen. Im Ver­gleich dazu ste­hen ins­ge­samt 9,2 Mil­lio­nen Ein­woh­ner. Das zeigt deut­lich, wie stark sozia­le Medi­en bereits in unser täg­li­ches Leben inte­griert sind.
Quel­le: We Are Social, & Data­Re­por­tal, & Melt­wa­ter, Sta­tis­ta 2025

… 28 Pro­zent der Bevöl­ke­rung ab 40 Jah­ren ein Tes­ta­ment als bewuss­te Vor­sor­ge­maß­nah­me haben. Quel­le: Öster­rei­chi­sche Nota­ri­ats­kam­mer

Digi­ta­les Erbe

Gleich­zei­tig wirft der digi­ta­le Wan­del neue Fra­gen auf: Was pas­siert mit den Online-Pro­fi­len, Cloud-Daten oder E‑Mail-Kon­ten eines Ver­stor­be­nen? Der Nach­lass muss nicht nur im rea­len Leben, son­dern auch im vir­tu­el­len Raum gere­gelt wer­den. Social-Media-Pro­fi­le, Strea­ming-Abos oder geschäft­li­che Accounts zäh­len inzwi­schen zum soge­nann­ten digi­ta­len Erbe. Gera­de wenn es um Unter­neh­mens-Accounts gehe, ist es wich­tig, eine Voll­macht zu ertei­len, in der auch gere­gelt sei, was nach dem Able­ben der befug­ten Per­son mit dem Account pas­siert und ob und wie die­ser dann wei­ter­ge­führt wer­den soll, erklärt der Daten­schutz­ex­per­te Wal­ter Wratsch­ko.

Stim­men aus der Wirt­schaft

„Digi­ta­ler Nach­lass – moder­ne Erin­ne­rungs­kul­tur“

„Wie in allen Lebens­be­rei­chen hält die Digi­ta­li­sie­rung rasant auch im Bereich Bestat­tung und Erin­ne­rungs­kul­tur Ein­zug. Neben Online-
Kon­do­len­zen, vir­tu­el­len Ker­zen oder dem Tei­len von Par­te­zet­teln in sozia­len Netz­wer­ken, bie­ten Platt­for­men die Mög­lich­keit, indi­vi­du­el­le Erin­ne­rungs­sei­ten für Ver­stor­be­ne zu erstel­len. Fotos, Vide­os, Geschich­ten und Mei­len­stei­ne kön­nen ange­legt und geteilt wer­den – öffent­lich oder nur im aus­ge­wähl­ten Per­so­nen­kreis. Die­se digi­ta­le Gemein­schaft unter­stützt Hin­ter­blie­be­ne auf moder­ne Wei­se bei der Trau­er­be­wäl­ti­gung und ermög­licht Nähe, Aus­tausch und gemein­sa­mes Erin­nern an gelieb­te Ver­stor­be­ne.“

Roman Macher

„Digi­ta­le Abschied­nah­me als wert­vol­le Mög­lich­keit“

„Digi­ta­le For­men der Abschied­nah­me bie­ten eine wert­vol­le Mög­lich­keit, sein Mit­ge­fühl und sei­ne Anteil­nah­me aus­zu­drü­cken. Fami­lie, Freun­de und Bekann­te aus der gan­zen Welt kön­nen auf den Ver­lust eines gelieb­ten Men­schen reagie­ren, ihr Bei­leid mit­tei­len und gemein­sa­me Erin­ne­run­gen tei­len. In einer Zeit, in der Bei­set­zun­gen immer öfter im engs­ten Kreis statt­fin­den oder es aus zeit­li­chen oder ört­li­chen Grün­den nicht mög­lich ist, an der Beer­di­gung teil­zu­neh­men, ist das eine gro­ße Hil­fe. Für Ange­hö­ri­ge ist es aus mei­ner Erfah­rung sehr tröst­lich zu sehen, wie vie­len Men­schen der oder die Ver­stor­be­ne wich­tig war. Auch im Trau­er­pro­zess haben sie die Mög­lich­keit, sich die­se Nach­rich­ten durch­zu­le­sen und Trost zu fin­den. Digi­ta­le For­men kön­nen so ein wich­ti­ger Bestand­teil im Abschieds- und Trau­er­pro­zess sein.“

Bar­ba­ra Flasch­ber­ger-Her­ze­le
Info-Icon
Die­ser Arti­kel ist in Aus­ga­be 20/25 erschie­nen.
Info-Icon
Ähn­li­che Arti­kel fin­den Sie in der Kate­go­rie: The­ma der Woche