Tod und Trauer im
digitalen Zeitalter
Der Tod und die damit verbundene Trauer sind Themen, die alle betreffen, jedoch noch immer häufig tabuisiert werden.
Jedes Jahr zu Allerheiligen rücken die Themen Tod und Trauer besonders ins Bewusstsein. Viele Menschen erinnern sich an ihre verstorbenen Angehörigen, schmücken und besuchen ihre Gräber und denken nicht selten auch an die eigene Endlichkeit.
Online Abschied nehmen
Der Tod ist längst kein reines „Offline“-Thema mehr. Auch in diesem sensiblen Bereich hat die Digitalisierung Einzug gehalten. Online-Kondolenzen, virtuelle Gedenkseiten und digitale Trauerportale ermöglichen es, Abschied zu nehmen – selbst über große Distanzen hinweg. Das sei auch sehr tröstlich für Angehörige, wenn diese sehen, wie vielen Menschen der oder die Verstorbene wichtig war, erklärt die Trauerbegleiterin Barbara Flaschberger-Herzele.
… 7,3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher Social Media täglich nutzen. Im Vergleich dazu stehen insgesamt 9,2 Millionen Einwohner. Das zeigt deutlich, wie stark soziale Medien bereits in unser tägliches Leben integriert sind.
Quelle: We Are Social, & DataReportal, & Meltwater, Statista 2025
… 28 Prozent der Bevölkerung ab 40 Jahren ein Testament als bewusste Vorsorgemaßnahme haben. Quelle: Österreichische Notariatskammer
Digitales Erbe
Gleichzeitig wirft der digitale Wandel neue Fragen auf: Was passiert mit den Online-Profilen, Cloud-Daten oder E‑Mail-Konten eines Verstorbenen? Der Nachlass muss nicht nur im realen Leben, sondern auch im virtuellen Raum geregelt werden. Social-Media-Profile, Streaming-Abos oder geschäftliche Accounts zählen inzwischen zum sogenannten digitalen Erbe. Gerade wenn es um Unternehmens-Accounts gehe, ist es wichtig, eine Vollmacht zu erteilen, in der auch geregelt sei, was nach dem Ableben der befugten Person mit dem Account passiert und ob und wie dieser dann weitergeführt werden soll, erklärt der Datenschutzexperte Walter Wratschko.
Stimmen aus der Wirtschaft
„Digitaler Nachlass – moderne Erinnerungskultur“
„Wie in allen Lebensbereichen hält die Digitalisierung rasant auch im Bereich Bestattung und Erinnerungskultur Einzug. Neben Online-
Kondolenzen, virtuellen Kerzen oder dem Teilen von Partezetteln in sozialen Netzwerken, bieten Plattformen die Möglichkeit, individuelle Erinnerungsseiten für Verstorbene zu erstellen. Fotos, Videos, Geschichten und Meilensteine können angelegt und geteilt werden – öffentlich oder nur im ausgewählten Personenkreis. Diese digitale Gemeinschaft unterstützt Hinterbliebene auf moderne Weise bei der Trauerbewältigung und ermöglicht Nähe, Austausch und gemeinsames Erinnern an geliebte Verstorbene.“
„Digitale Abschiednahme als wertvolle Möglichkeit“
„Digitale Formen der Abschiednahme bieten eine wertvolle Möglichkeit, sein Mitgefühl und seine Anteilnahme auszudrücken. Familie, Freunde und Bekannte aus der ganzen Welt können auf den Verlust eines geliebten Menschen reagieren, ihr Beileid mitteilen und gemeinsame Erinnerungen teilen. In einer Zeit, in der Beisetzungen immer öfter im engsten Kreis stattfinden oder es aus zeitlichen oder örtlichen Gründen nicht möglich ist, an der Beerdigung teilzunehmen, ist das eine große Hilfe. Für Angehörige ist es aus meiner Erfahrung sehr tröstlich zu sehen, wie vielen Menschen der oder die Verstorbene wichtig war. Auch im Trauerprozess haben sie die Möglichkeit, sich diese Nachrichten durchzulesen und Trost zu finden. Digitale Formen können so ein wichtiger Bestandteil im Abschieds- und Trauerprozess sein.“