Innovations-Expertin Katja Hutter rät Unternehmen, offen für neue Ideen zu sein.
Innovations-Expertin Katja Hutter rät Unternehmen, offen für neue Ideen zu sein. © Luigi Caputo
Katja Hutter

„Man muss Mut haben, Neu­es aus­zu­pro­bie­ren“

Katja Hutter, Professorin für Innovation und Entrepreneurship, rät Betrieben, durch Innovationen flexibel und agil zu bleiben.

05.01.2025 08:18 von Ines Tebenszky
Lesezeit 5 Minuten

In einer schnell­le­bi­gen Zeit braucht es Unter­neh­men, die sich nicht auf ihren Lor­bee­ren aus­ru­hen, son­dern sich mutig an Inno­va­tio­nen wagen, ist Kat­ja Hut­ter, Pro­fes­so­rin für Inno­va­ti­on und Entre­pre­neur­ship, über­zeugt.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Rund um den Jah­res­wech­sel wird mit Altem abge­schlos­sen und an Neu­em geplant – ein guter Zeit­punkt für Inno­va­tio­nen?

Kat­ja Hut­ter: Eine Inno­va­ti­on ist eine Wet­te in die Zukunft, dafür braucht es Mut und manch­mal auch einen Anstoß. Der Zeit­punkt um den Jah­res­wech­sel ist dafür wahr­schein­lich gar nicht schlecht. Wie im Pri­va­ten kann man sich auch im Unter­neh­men Zie­le fürs neue Jahr set­zen.

Immer wie­der wird Inno­va­ti­on stark aus einem tech­ni­schen Blick­win­kel gese­hen. Schränkt das ein?

Gro­ße Inno­va­tio­nen fin­det man oft im tech­ni­schen Bereich. Den­ken Sie an das iPho­ne. Doch auch hier gibt es vie­le klei­ne Inno­va­tio­nen, wenn die Tech­nik weiterentwi­ckelt und zum Bei­spiel die Kame­ra mit jedem Modell bes­ser wird. Auch ein Fri­seur­sa­lon bie­tet vie­le Inno­va­ti­ons­mög­lich­kei­ten. Hier denkt man etwa nur an modi­sche Schnit­te. Doch auch der Ein­satz nach­hal­ti­ger Far­ben, neu­er Kas­sen­sys­te­me bis hin zu Abos und Treue­bons ist Inno­va­ti­on. Da geht es dann neben Pro­duk­ten und Dienstleis­tungen um neue Pro­zes­se oder gar neue Geschäfts­mo­del­le.

Wie wich­tig ist Inno­va­ti­ons­kraft für ein Unter­neh­men?

Sie ist wich­ti­ger denn je. Wir leben in einer Zeit, in der wir wenig pla­nen kön­nen und die von mul­ti­plen Kri­sen geprägt ist – da müs­sen wir fle­xi­bel und agil sein und Inno­va­tio­nen schnell auf den Markt brin­gen. Vor allem auch dür­fen wir uns nicht auf unse­ren Lor­bee­ren aus­ru­hen, dafür ist die Welt zu schnell gewor­den. Wenn man auf dem Stand­punkt „Das haben wir immer schon so gemacht“ beharrt, dann geht sich das viel­leicht für einen selbst noch aus, even­tu­ell auch für die Kin­der, aber nicht mehr für die Enkel­kin­der. Dafür schrei­tet die Ent­wick­lung zu schnell vor­an.

Es gibt kein Rezept, aber Pro­zes­se, die Inno­va­tio­nen för­dern.Zitat Ende

Kat­ja Hut­ter

Pro­fes­so­rin für Inno­va­ti­on

Was braucht es denn, um Inno­va­tio­nen in einem Unter­neh­men zu ermög­li­chen?

Es braucht Visio­nä­re, die den Markt, die Kun­den, die Ver­än­de­run­gen ken­nen, die Chan­cen und deren Risi­ken abschät­zen kön­nen. Wenn man die Ver­än­de­rung wahr­nimmt, muss man auch den Mut haben, die Sache anzu­ge­hen. Als Unter­neh­mer muss man den Mit­ar­bei­tern die Zeit und den Frei­raum bie­ten, inno­va­tiv zu sein. Nur zu sagen „am Frei­tag um 11 Uhr sind wir krea­tiv“ wird nicht funk­tio­nie­ren. Man muss sich für das The­ma auf­wär­men, Inno­va­ti­on muss zuge­las­sen wer­den, nie­mand darf Angst davor haben, sich mit einer Idee zu bla­mie­ren. Wich­tig ist, eine Inno­va­ti­ons­kul­tur auf­zu­bau­en und zu erklä­ren, wohin man als Unter­neh­men gehen will, war­um das gut ist und Inno­va­tio­nen dafür nötig sind.

Kann man Inno­va­ti­on ler­nen?

Bestimmt. Es gibt kein Rezept dafür, aber es gibt Pro­zes­se, die man ein­füh­ren kann. Wich­tig ist, für Inno­va­ti­on offen zu sein. Der Pro­zess ähnelt einem Trich­ter: Man sam­melt ganz vie­le Ideen aus unter­schied­li­chen Blick­win­keln, auch von außen. Erst danach sieht man sich genau­er an, was davon Poten­zi­al hat. Wich­tig ist, nicht alles 150-pro­zen­tig fer­tig­zu­stel­len und dann auf den Markt zu gehen. Mit einem nie­der­schwel­li­gen Pro­to­ty­pen kann man in einem klei­nen Kreis tes­ten, wie die neue Idee ankommt und dann über das erhal­te­ne Feed­back ent­spre­chend adap­tie­ren.

Spielt die Grö­ße eines Unter­neh­mens für die Inno­va­ti­ons­kraft eine Rol­le?

Egal, ob groß oder klein: Wich­tig ist, dass oben ein krea­ti­ver Kopf sitzt. Unter­neh­mer müs­sen Visio­nä­re sein.

Wie kommt man von der Visi­on ins Tun?

Man muss ein­fach den Mut haben, Neu­es aus­zu­pro­bie­ren und darf kei­ne Angst vor dem Schei­tern haben, das lei­der sehr nega­tiv behaf­tet ist. Man muss eine Kul­tur des Expe­ri­men­tie­rens zulas­sen. Viel­leicht ist ja der Jah­res­wech­sel ein guter Zeit­punkt – man nimmt sich einen Vor­satz für Ver­än­de­rung und geht einen unkon­ven­tio­nel­len Weg.

Zur Per­son
  • Kat­ja Hut­ter ist seit 2017 Pro­fes­so­rin für Inno­va­ti­on und Entre­pre­neur­ship an der Leo­pold-Fran­zens-Uni­ver­si­tät Inns­bruck.
  • Von 2016 bis 2020 war Kat­ja Hut­ter als Pro­fes­so­rin für Mar­ke­ting und Inno­va­ti­on und von 2019 bis 2020 als Vize­rek­to­rin für Digi­ta­li­sie­rung und Inno­va­ti­on an der Uni­ver­si­tät Salz­burg tätig.
  • Sie beschäf­tigt sich mit Kern­the­men der Inno­va­ti­on und der Fra­ge, wie Unter­neh­men auf die Ver­än­de­rung tra­dier­ter Markt­lo­gi­ken durch den digi­ta­len Wan­del reagie­ren.
Zur Web­site
Info-Icon
Ähn­li­che Arti­kel fin­den Sie in der Kate­go­rie: Inter­views