„Man muss Mut haben, Neues auszuprobieren“
Katja Hutter, Professorin für Innovation und Entrepreneurship, rät Betrieben, durch Innovationen flexibel und agil zu bleiben.
In einer schnelllebigen Zeit braucht es Unternehmen, die sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen, sondern sich mutig an Innovationen wagen, ist Katja Hutter, Professorin für Innovation und Entrepreneurship, überzeugt.
„Kärntner Wirtschaft“: Rund um den Jahreswechsel wird mit Altem abgeschlossen und an Neuem geplant – ein guter Zeitpunkt für Innovationen?
Katja Hutter: Eine Innovation ist eine Wette in die Zukunft, dafür braucht es Mut und manchmal auch einen Anstoß. Der Zeitpunkt um den Jahreswechsel ist dafür wahrscheinlich gar nicht schlecht. Wie im Privaten kann man sich auch im Unternehmen Ziele fürs neue Jahr setzen.
Immer wieder wird Innovation stark aus einem technischen Blickwinkel gesehen. Schränkt das ein?
Große Innovationen findet man oft im technischen Bereich. Denken Sie an das iPhone. Doch auch hier gibt es viele kleine Innovationen, wenn die Technik weiterentwickelt und zum Beispiel die Kamera mit jedem Modell besser wird. Auch ein Friseursalon bietet viele Innovationsmöglichkeiten. Hier denkt man etwa nur an modische Schnitte. Doch auch der Einsatz nachhaltiger Farben, neuer Kassensysteme bis hin zu Abos und Treuebons ist Innovation. Da geht es dann neben Produkten und Dienstleistungen um neue Prozesse oder gar neue Geschäftsmodelle.
Wie wichtig ist Innovationskraft für ein Unternehmen?
Sie ist wichtiger denn je. Wir leben in einer Zeit, in der wir wenig planen können und die von multiplen Krisen geprägt ist – da müssen wir flexibel und agil sein und Innovationen schnell auf den Markt bringen. Vor allem auch dürfen wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, dafür ist die Welt zu schnell geworden. Wenn man auf dem Standpunkt „Das haben wir immer schon so gemacht“ beharrt, dann geht sich das vielleicht für einen selbst noch aus, eventuell auch für die Kinder, aber nicht mehr für die Enkelkinder. Dafür schreitet die Entwicklung zu schnell voran.
Es gibt kein Rezept, aber Prozesse, die Innovationen fördern.
Katja Hutter
Professorin für InnovationWas braucht es denn, um Innovationen in einem Unternehmen zu ermöglichen?
Es braucht Visionäre, die den Markt, die Kunden, die Veränderungen kennen, die Chancen und deren Risiken abschätzen können. Wenn man die Veränderung wahrnimmt, muss man auch den Mut haben, die Sache anzugehen. Als Unternehmer muss man den Mitarbeitern die Zeit und den Freiraum bieten, innovativ zu sein. Nur zu sagen „am Freitag um 11 Uhr sind wir kreativ“ wird nicht funktionieren. Man muss sich für das Thema aufwärmen, Innovation muss zugelassen werden, niemand darf Angst davor haben, sich mit einer Idee zu blamieren. Wichtig ist, eine Innovationskultur aufzubauen und zu erklären, wohin man als Unternehmen gehen will, warum das gut ist und Innovationen dafür nötig sind.
Kann man Innovation lernen?
Bestimmt. Es gibt kein Rezept dafür, aber es gibt Prozesse, die man einführen kann. Wichtig ist, für Innovation offen zu sein. Der Prozess ähnelt einem Trichter: Man sammelt ganz viele Ideen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, auch von außen. Erst danach sieht man sich genauer an, was davon Potenzial hat. Wichtig ist, nicht alles 150-prozentig fertigzustellen und dann auf den Markt zu gehen. Mit einem niederschwelligen Prototypen kann man in einem kleinen Kreis testen, wie die neue Idee ankommt und dann über das erhaltene Feedback entsprechend adaptieren.
Spielt die Größe eines Unternehmens für die Innovationskraft eine Rolle?
Egal, ob groß oder klein: Wichtig ist, dass oben ein kreativer Kopf sitzt. Unternehmer müssen Visionäre sein.
Wie kommt man von der Vision ins Tun?
Man muss einfach den Mut haben, Neues auszuprobieren und darf keine Angst vor dem Scheitern haben, das leider sehr negativ behaftet ist. Man muss eine Kultur des Experimentierens zulassen. Vielleicht ist ja der Jahreswechsel ein guter Zeitpunkt – man nimmt sich einen Vorsatz für Veränderung und geht einen unkonventionellen Weg.
- Katja Hutter ist seit 2017 Professorin für Innovation und Entrepreneurship an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.
- Von 2016 bis 2020 war Katja Hutter als Professorin für Marketing und Innovation und von 2019 bis 2020 als Vizerektorin für Digitalisierung und Innovation an der Universität Salzburg tätig.
- Sie beschäftigt sich mit Kernthemen der Innovation und der Frage, wie Unternehmen auf die Veränderung tradierter Marktlogiken durch den digitalen Wandel reagieren.