Die Ritterspiele locken jedes Jahr im August zahlreiche Besucher auf die Burg Sommer­egg.
Die Ritterspiele locken jedes Jahr im August zahlreiche Besucher auf die Burg Sommer­egg. © Riegler/Burg Sommeregg
Burg Sommeregg

Wo Geschich­te
zum Erleb­nis wird

Mit Foltermuseum, Burgschenke und Ritterspielen entstand aus den alten Mauern der Burg Sommeregg ein Ort, an dem das Mittelalter spürbar bleibt.

04.06.2025 07:42 - Update am: 05.06.2025 08:37 von Christina Scherzer
Lesezeit 12 Minuten

Wo einst Rit­ter durch stei­ner­ne Gän­ge schrit­ten, begeg­net man heu­te Fami­lie Rieg­ler. Hin­ter meter­di­cken Mau­ern, in der rund 800 Jah­re alten Burg Som­mer­egg in Treff­ling bei See­bo­den, hat Burg­herr und Geschäfts­füh­rer Frank Rieg­ler der Fes­tung nicht nur neu­es Leben ein­ge­haucht, son­dern auch aus der his­to­ri­schen Burg ein viel­sei­ti­ges Unter­neh­men ent­wi­ckelt – mit Fol­ter­mu­se­um, Burg­re­stau­rant, Rit­ter­spie­len, Floh­märk­ten und einer touris­tischen Anzie­hungs­kraft weit über die Regi­on hin­aus. Als der 62-Jäh­ri­ge vor 33 Jah­ren die Burg über­nahm, war ledig­lich die Burg­schen­ke in Betrieb. Die­se war zwar stets aus­ge­bucht, lang­fris­tig gese­hen jedoch nicht aus­rei­chend, um das Poten­zi­al der Burg voll aus­zu­schöp­fen. „Das Geschäft hat etwas ande­res gebraucht“, so Rieg­ler.

Rechts­ge­schich­te des Mit­tel­al­ters

Was folg­te, war ein schritt­wei­ser Umbau in ein facet­ten­rei­ches Unter­neh­men. Ein zen­tra­les Ele­ment die­ses Wan­dels war die Errich­tung des Fol­ter­mu­se­ums, das heu­te auf rund 600 Qua­drat­me­tern in die Welt mit­tel­al­ter­li­cher Rechts­ge­schich­te ein­tau­chen lässt. Die Aus­stel­lung mit ori­gi­nal­ge­treu­en Nach­bau­ten und Audio­gui­de-Füh­run­gen locke jähr­lich zwi­schen 30.000 und 40.000 Men­schen auf die Burg. „Das Fol­ter­mu­se­um wur­de ein Teil von uns“, sagt Rieg­ler, der das Pro­jekt über die Jah­re hin­weg erwei­tert habe.

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© Riegler/Burg Som­mer­egg (2)

Kuli­na­ri­sche Zeit­rei­se

Doch die Fami­lie setz­te nicht nur auf Muse­ums­be­su­cher, son­dern ent­wi­ckel­te auch ein mit­tel­al­ter­li­ches Gas­tro­no­mie­kon­zept. So wer­den neben dem À‑la-car­te-Betrieb auch Rit­ter­mah­le ver­an­stal­tet. Die­se insze­nier­ten Fest­essen für Grup­pen zwi­schen 15 und 200 Per­so­nen sei­en vor allem beliebt für Fir­men­fei­ern, Ver­eins­aus­flü­ge und Fami­li­en­fes­te. Der Anteil ein­hei­mi­scher Gäs­te sei dabei erstaun­lich hoch: „70 bis 75 Pro­zent der Gäs­te kom­men aus Kärn­ten“, so Rieg­ler. Auch Hoch­zei­ten und grö­ße­re Fei­er­lich­kei­ten zäh­len regel­mä­ßig zum Pro­gramm des Burgres­taurants.

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© Riegler/Burg Som­mer­egg (3)

Zurück ins Mit­tel­al­ter

Ein wei­te­res High­light der Burg Som­mer­egg sind die Rit­ter­spie­le, die jeden August über die Büh­ne gehen. Was einst als Reak­ti­on auf den Wunsch nach einem Mit­tel­al­ter­fest begann, ist heu­te ein Gro­ße­vent mit jähr­lich neu­er Show, Stuntrei­tern, einem Mit­tel­al­ter­markt mit Markt­stän­den sowie Gauk­lern und Musi­kern. Über 10.000 Men­schen besuch­ten das Spek­ta­kel in den Anfangs­jah­ren, inzwi­schen sei es ein Viel­fa­ches davon. „Zu Beginn war es chao­tisch“, erin­nert sich Rieg­ler, „aber den Leu­ten hat es trotz­dem gefal­len“. Dass die Ver­an­stal­tung über drei Wochen geht, hat einen bestimm­ten Grund: „Sonst zahlt sich der Auf­wand nicht aus und wir kön­nen wet­ter­be­ding­te Aus­fäl­le bes­ser abfe­dern.“ Für Rieg­ler geht es dabei jedoch nicht nur um den wirt­schaft­li­chen Erfolg: „Ich will, dass die Leu­te die hek­ti­sche Zeit ver­ges­sen und kurz vom All­tag weg­kom­men.“

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Nach­fol­ge gesi­chert

Der Unter­neh­mer selbst blei­be bei den Rit­ter­spie­len meist im Hin­ter­grund. Inko­gni­to mischt er sich unter das Publi­kum und beob­ach­tet weni­ger die Show als viel­mehr die Reak­tio­nen der Gäs­te. „Wenn ich sehe, dass die Leu­te lachen oder stau­nen, ist das mein Lohn.“ Den­noch sei Rieg­ler nicht nur der Stra­te­ge im Hin­ter­grund. Er erle­digt nach wie vor den Ein­kauf, hilft in der Küche aus und über­lässt mehr und mehr die Geschäfts­füh­rung sei­ner Toch­ter Anna, die als geplan­te Nach­fol­ge­rin bereits „den Laden schmeißt“. Auch sein Sohn Lukas arbei­tet im Betrieb mit. Das Kern­team besteht mit ihnen aus acht Per­so­nen.

Auf die Fra­ge, ob den Geschäfts­füh­rer die Epo­che Mit­tel­al­ter beson­ders fas­zi­niert, ant­wor­tet er: „Das Mit­tel­al­ter sagt mir zu, aber ich bin kein Mit­tel­al­ter-Freak. Es war eine hef­ti­ge und wil­de Zeit.“ Eine Zeit, die auf der Burg Sommer­egg heu­te als Geschäfts­mo­dell funk­tio­nie­re – authen­tisch, zeit­ge­mäß und durch­dacht.

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Aus der Chro­nik
  • Die ers­te urkund­li­che Erwäh­nung der Burg Som­mer­egg lässt sich auf das Jahr 1237 zurück­füh­ren.
  • Besit­zer der Burg waren unter ande­rem die Gra­fen von Orten­burg, die Gra­fen von Cil­li, die Fami­lie Khe­ven­hül­ler und die Fami­lie Lodron.
  • Im 20. Jahr­hun­dert ver­fiel die Burg zuneh­mend, bis sie 1969 von Elfi und Andre­as Egger erwor­ben und restau­riert wur­de. Sie errich­te­ten auch das heu­ti­ge Burgres­taurant.
  • 1992 über­nahm Fami­lie Rieg­ler mit Geschäfts­füh­rer Frank Rieg­ler die Burg.
  • Danach erwei­ter­ten sie das Geschäfts­mo­dell um das Fol­ter­mu­se­um, die Floh­märk­te und die Rit­ter­spie­le mit einem Mittel­altermarkt.
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