Wo Geschichte
zum Erlebnis wird
Mit Foltermuseum, Burgschenke und Ritterspielen entstand aus den alten Mauern der Burg Sommeregg ein Ort, an dem das Mittelalter spürbar bleibt.
Wo einst Ritter durch steinerne Gänge schritten, begegnet man heute Familie Riegler. Hinter meterdicken Mauern, in der rund 800 Jahre alten Burg Sommeregg in Treffling bei Seeboden, hat Burgherr und Geschäftsführer Frank Riegler der Festung nicht nur neues Leben eingehaucht, sondern auch aus der historischen Burg ein vielseitiges Unternehmen entwickelt – mit Foltermuseum, Burgrestaurant, Ritterspielen, Flohmärkten und einer touristischen Anziehungskraft weit über die Region hinaus. Als der 62-Jährige vor 33 Jahren die Burg übernahm, war lediglich die Burgschenke in Betrieb. Diese war zwar stets ausgebucht, langfristig gesehen jedoch nicht ausreichend, um das Potenzial der Burg voll auszuschöpfen. „Das Geschäft hat etwas anderes gebraucht“, so Riegler.
Rechtsgeschichte des Mittelalters
Was folgte, war ein schrittweiser Umbau in ein facettenreiches Unternehmen. Ein zentrales Element dieses Wandels war die Errichtung des Foltermuseums, das heute auf rund 600 Quadratmetern in die Welt mittelalterlicher Rechtsgeschichte eintauchen lässt. Die Ausstellung mit originalgetreuen Nachbauten und Audioguide-Führungen locke jährlich zwischen 30.000 und 40.000 Menschen auf die Burg. „Das Foltermuseum wurde ein Teil von uns“, sagt Riegler, der das Projekt über die Jahre hinweg erweitert habe.
Foltermuseum
Kulinarische Zeitreise
Doch die Familie setzte nicht nur auf Museumsbesucher, sondern entwickelte auch ein mittelalterliches Gastronomiekonzept. So werden neben dem À‑la-carte-Betrieb auch Rittermahle veranstaltet. Diese inszenierten Festessen für Gruppen zwischen 15 und 200 Personen seien vor allem beliebt für Firmenfeiern, Vereinsausflüge und Familienfeste. Der Anteil einheimischer Gäste sei dabei erstaunlich hoch: „70 bis 75 Prozent der Gäste kommen aus Kärnten“, so Riegler. Auch Hochzeiten und größere Feierlichkeiten zählen regelmäßig zum Programm des Burgrestaurants.
Burgrestaurant
Zurück ins Mittelalter
Ein weiteres Highlight der Burg Sommeregg sind die Ritterspiele, die jeden August über die Bühne gehen. Was einst als Reaktion auf den Wunsch nach einem Mittelalterfest begann, ist heute ein Großevent mit jährlich neuer Show, Stuntreitern, einem Mittelaltermarkt mit Marktständen sowie Gauklern und Musikern. Über 10.000 Menschen besuchten das Spektakel in den Anfangsjahren, inzwischen sei es ein Vielfaches davon. „Zu Beginn war es chaotisch“, erinnert sich Riegler, „aber den Leuten hat es trotzdem gefallen“. Dass die Veranstaltung über drei Wochen geht, hat einen bestimmten Grund: „Sonst zahlt sich der Aufwand nicht aus und wir können wetterbedingte Ausfälle besser abfedern.“ Für Riegler geht es dabei jedoch nicht nur um den wirtschaftlichen Erfolg: „Ich will, dass die Leute die hektische Zeit vergessen und kurz vom Alltag wegkommen.“
Ritterspiele
Nachfolge gesichert
Der Unternehmer selbst bleibe bei den Ritterspielen meist im Hintergrund. Inkognito mischt er sich unter das Publikum und beobachtet weniger die Show als vielmehr die Reaktionen der Gäste. „Wenn ich sehe, dass die Leute lachen oder staunen, ist das mein Lohn.“ Dennoch sei Riegler nicht nur der Stratege im Hintergrund. Er erledigt nach wie vor den Einkauf, hilft in der Küche aus und überlässt mehr und mehr die Geschäftsführung seiner Tochter Anna, die als geplante Nachfolgerin bereits „den Laden schmeißt“. Auch sein Sohn Lukas arbeitet im Betrieb mit. Das Kernteam besteht mit ihnen aus acht Personen.
Auf die Frage, ob den Geschäftsführer die Epoche Mittelalter besonders fasziniert, antwortet er: „Das Mittelalter sagt mir zu, aber ich bin kein Mittelalter-Freak. Es war eine heftige und wilde Zeit.“ Eine Zeit, die auf der Burg Sommeregg heute als Geschäftsmodell funktioniere – authentisch, zeitgemäß und durchdacht.
- Die erste urkundliche Erwähnung der Burg Sommeregg lässt sich auf das Jahr 1237 zurückführen.
- Besitzer der Burg waren unter anderem die Grafen von Ortenburg, die Grafen von Cilli, die Familie Khevenhüller und die Familie Lodron.
- Im 20. Jahrhundert verfiel die Burg zunehmend, bis sie 1969 von Elfi und Andreas Egger erworben und restauriert wurde. Sie errichteten auch das heutige Burgrestaurant.
- 1992 übernahm Familie Riegler mit Geschäftsführer Frank Riegler die Burg.
- Danach erweiterten sie das Geschäftsmodell um das Foltermuseum, die Flohmärkte und die Ritterspiele mit einem Mittelaltermarkt.