Patricia Staniek schaut hinter die Fassaden von Menschen und erkennt Wahrheit oder Lüge.
Patricia Staniek schaut hinter die Fassaden von Menschen und erkennt Wahrheit oder Lüge. © KK
Patricia Staniek

„Men­schen lesen ler­nen wie ein offe­nes Buch“

Exzellenz in Menschenkenntnis ist eine Schlüsselkompetenz der Zukunft davon ist Kriminalanalytikerin, Profilerin und Sicherheitsexpertin Patricia Staniek überzeugt.

04.02.2025 14:24 - Update am: 06.02.2025 09:16 von Claudia Blasi
Lesezeit 5 Minuten

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Pro­fil­ing kennt man aus Kri­mi­nal­fil­men. Wor­um geht es kon­kret in ihrer Arbeit?

Patri­cia Sta­niek: Im Grun­de geht es immer um einen Tat­ort, sei es bei Poli­zei­er­mitt­lun­gen mit einer Lei­che oder in der Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät. Beim Pro­fil­ing ana­ly­sie­re ich das wahr­nehm­ba­re Ver­hal­ten des Men­schen aus Mimik, Ges­tik, Kör­per­spra­che, Stim­me, Atmung und Spra­che. Dar­aus erstel­le ich ein (Täter-)Profil. Für Medi­en ana­ly­sie­re ich poli­ti­sche Ereig­nis­se wie etwa den Auf­tritt von Mela­nia Trump bei der Ange­lo­bung: Alles hat eine Bot­schaft, auch wenn man nichts sagt.

Wie funk­tio­niert Pro­fil­ing?

Pro­fil­ing hat nichts mit Ener­gie­ar­beit zu tun, son­dern basiert auf Fak­ten. Jeder Mensch hat sie­ben Grund­emo­tio­nen: Freu­de, Über­ra­schung, Angst, Ärger, Ekel, Trau­er und Ver­ach­tung. Die 43 mimi­schen Bewe­gun­gen zei­gen Emo­tio­nen und inne­re Zustän­de. Auch wenn wir durch einen kon­trol­lier­ten Gesichts­aus­druck ver­su­chen die wah­re Emo­ti­on zu ver­ber­gen, gibt es eine sehr kur­ze Zeit­span­ne, in der man sei­nen Gesichts­aus­druck nicht kon­trol­lie­ren kann – die Mikro­mi­mik. Sie bringt Ver­bor­ge­nes ans Tages­licht.

Alles hat eine Bot­schaft, auch wenn man nichts sagt.Zitat Ende

Patri­cia Sta­niek

Kri­mi­nal­ana­ly­ti­ke­rin, Sicher­heits­exper­tin und Pro­fi­le­rin

In wel­chen Berei­chen kommt Pro­fil­ing in Unter­neh­men zum Ein­satz?

Vor allem im Recrui­ting wenn es um Spit­zen­po­si­tio­nen geht. Ste­hen die letz­ten drei Bewer­ber fest, wer­de ich um eine Ana­ly­se gebe­ten. Wir hat­ten einen Fall in der Finanz­welt, bei dem ich bei einem Bewer­ber auf­de­cken konn­te, dass er zwar geeig­net, aber sei­ne Frau eine gesuch­te Finanz­be­trü­ge­rin war. Im posi­ti­ven Sin­ne hilft es Füh­rungs­kräf­ten in der Zusam­men­ar­beit mit Mit­ar­bei­tern, aber auch beim Füh­ren von Ver­hand­lun­gen.

Gibt es in der Kunst der Men­schen­kennt­nis spe­zi­ell für Frau­en etwas zu beach­ten?

Ver­hal­ten ist Ver­hal­ten, da gibt es grund­sätz­lich kei­nen Unter­schied. Wor­auf man aber ach­ten soll­te, ist die Rol­le der Frau in der Wirt­schaft. Nach wie vor müs­sen Frau­en mehr kämp­fen, um sich zu posi­tio­nie­ren, obwohl sie meist Top-Aus­bil­dun­gen vor­wei­sen könen. Hier braucht es mehr Mut und ein bewuss­tes Aus­stei­gen aus der Opfer­rol­le. Jede muss selbst ins Tun kom­men, ihren Wert ken­nen und die­sen ein­for­dern. Wett­be­werb ist etwas Posi­ti­ves, wir dür­fen uns dem stel­len. Dabei kann Men­schen­kennt­nis natür­lich hel­fen.

Sie sind auch Exper­tin für Unter­neh­mens­si­cher­heit. Wie gefähr­det sind Betrie­be in Kärn­ten durch Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät?

Wir sind ja für die gesam­te DACH-Regi­on zustän­dig und man kann schon sagen: Je grö­ßer die Kon­zer­ne, des­to häu­fi­ger kom­men Angrif­fe vor. Doch auch in Kärn­ten haben wir es ver­mehrt mit Phi­s­hing-Anru­fen zu tun. Ein Code­wort etwa zwi­schen dem Chef und den Mit­ar­bei­tern kann hier gro­ßen Scha­den ver­hin­dern. Ein Klas­si­ker ist der neue Mit­ar­bei­ter in der IT-Abtei­lung, der das Sys­tem hackt und sich mit einer Geld­for­de­rung mel­det.

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Haben Wirt­schafts­kri­mi­nel­le beson­de­re Eigen­schaf­ten?

Es gibt Kate­go­rien, aber ich hal­te nicht sehr viel davon, Men­schen in Schub­la­den zu ste­cken. Die größ­te Gefahr geht wohl von Psy­cho­pa­then, Nar­ziss­ten und Sozio­pa­then aus. Die Welt wird gera­de über­schwemmt von Nar­ziss­ten, denen es nur um Macht und mone­tä­re Wer­te geht. Sie wol­len schnell nach oben und das mit dem gerings­ten Auf­wand.

Was waren die kurio­ses­ten Fäl­le in ihrer Lauf­bahn?

Skur­ri­le Fäl­le gibt es öfter. In Erin­ne­rung bleibt mir ein Hacker­an­griff mit einer Geld­for­de­rung in Mil­lio­nen­hö­he. Nach der Abwick­lung erhiel­ten wir tat­säch­lich einen Feed­back­bo­gen. Oder eine Dame, die sich sicher war, mit Geor­ge Cloo­ney zu tele­fo­nie­ren und ihm Geld über­wies – KI macht sol­che Din­ge lei­der mög­lich.

Zur Per­son
  • Patri­cia Sta­niek aus Wien ist Exper­tin für Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät, Pro­fil­ing und Unter­neh­mens­si­cher­heit.
  • Sie unter­stützt die Poli­zei bei ihrer Arbeit, hält Coa­chings und Trai­nings in Fir­men vom Team­buil­ding bis zur Per­so­nal­aus­wahl.
  • Mit dem „Cer­ti­fied Pro­fi­ler“ ler­nen Inter­es­sier­te, das Ver­bor­ge­ne im Men­schen sicht­bar zu machen.
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