KWF-Vorstand Roland Waldner und Martin Zandonella, Vorsitzender des KWF-Kuratoriums.
KWF-Vorstand Roland Waldner und Martin Zandonella, Vorsitzender des KWF-Kuratoriums. © Peter Just
KWF

„Jetzt ist die Zeit, um För­de­run­gen zu nut­zen“

KWF-Vorstand Roland Waldner macht sich mit Kuratoriumsvorsitzendem Martin Zandonella für Innovationen stark.

28.08.2024 10:46 - Update am: 29.08.2024 08:41 von Ines Tebenszky
Lesezeit 11 Minuten

Mit Roland Wald­ner hat der KWF seit rund 100 Tagen einen neu­en Vor­stand. Gemein­sam mit Kura­to­ri­ums­vor­sit­zen­dem Mar­tin Zan­do­nella appel­liert er an die Unter­neh­men, För­de­run­gen anti­zy­klisch zu nut­zen.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Herr Wald­ner, wie fällt Ihre ers­te Bilanz nach rund 100 Tagen aus?

Roland Wald­ner: Grund­sätz­lich läuft es sehr gut. Ich bin wie Ali­ce im Wun­der­land von der einen Sei­te gekom­men, habe über 20 För­der­an­trä­ge ein­ge­reicht, bin jetzt durch den Spie­gel durch­ge­gan­gen und sehe jetzt die ande­re Sei­te, wie För­der­an­trä­ge her­ein­kom­men, was dann alles pas­siert oder was im Hin­ter­grund auch not­wen­dig ist. Das Team ist gut ein­ge­spielt – das passt per­fekt.

Ihr Mot­to lau­tet „Koope­ra­ti­on statt Kon­fron­ta­ti­on“. Was heißt das für Ihre Rol­le im KWF?

Wald­ner: Ich sehe mich als Vor­bild: Ich kann nicht Koope­ra­ti­on pre­di­gen und gleich­zei­tig bestimm­te Grup­pie­run­gen oder Frak­tio­nen aus­schlie­ßen. Es geht um die Sache, es geht um den Wirt­schafts­stand­ort, es geht um uns alle und nicht um einen Roland Wald­ner.

Wird die­ser Koope­ra­ti­ons­ge­dan­ke bereits gelebt?

Wald­ner: Wir haben vie­le Mög­lich­kei­ten das noch zu ver­bes­sern, weil wir orga­ni­sa­to­risch so auf­ge­setzt sind, dass es bestimm­te Zustän­dig­kei­ten gibt. Aber ich habe mir ein Bild gemacht und dies immer wie­der geteilt, um Klar­heit zu schaf­fen, wor­um es eigent­lich geht: Es geht nicht dar­um, dass wir aus der Kro­ne einen Edel­stein ver­lie­ren, son­dern es geht dar­um, dass die Kro­ne gut sitzt. Und die Offen­heit ist da, jeder will den KWF zu einem wun­der­schö­nen Edel­stein machen – ein Edel­stein ist er ja schon.

Herr Zan­do­nella, wie ist es aktu­ell um die För­de­run­gen in Kärn­ten bestellt? Trifft die Nach­fra­ge auf Ange­bot?

Mar­tin Zan­do­nella: Gute Fra­ge. Grund­sätz­lich ist das Ziel genau das, dass man sowohl Nach­fra­ge und Ange­bot mög­lichst nahe zuein­an­der bringt. Aber je schnel­ler die Din­ge sich ändern, umso schwie­ri­ger ist das natür­lich. Die Stim­mung der poten­zi­el­len För­der­kun­den hat sich von einem Hoch zu weni­ger als einer Seit­wärts­be­we­gung geän­dert. Die hohen Zin­sen schre­cken davor ab, Ver­bind­lich­kei­ten auf­zu­neh­men. Die Liqui­di­tät ist auch nicht mehr so hoch. Die­ser Mix führt dazu, dass die Inves­ti­ti­ons­be­reit­schaft gerin­ger ist und damit die För­der­an­trä­ge weni­ger sind. Das ist ein gro­ßer Auf­trag, weil es für eine För­der­stel­le wich­tig ist, anti­zy­klisch unter­stüt­zen zu kön­nen. Da muss man dann auch die Pro­duk­te anpas­sen.

Hat sich da schon etwas getan?

Zan­do­nella: Um auf die 100 Tage zurück­zu­kom­men – da ist es gelun­gen, rela­tiv schnell an den Schrau­ben zu dre­hen. Teil­wei­se wur­de die Ziel­grup­pe erwei­tert, zum Teil wur­den die För­der­sät­ze nach oben geschraubt.

Um der schwä­cheln­den Kon­junk­tur etwas ent­ge­gen­zu­hal­ten, gibt es den Kon­junk­tur­bo­nus. Neh­men die Betrie­be die­ses Ange­bot an?

Wald­ner: Ja, wir haben sehr vie­le Ein­rei­chun­gen. Aber wir wol­len die För­der­sät­ze ins­ge­samt anpas­sen, um zu För­der­an­trä­gen zu ani­mie­ren. Und weil das Stich­wort anti­zy­klisch gefal­len ist: Zei­ten, in denen Leu­te Luft haben, weil nicht so viel zu tun ist, soll­te man nut­zen, um für die Zukunft zu arbei­ten. Des­halb mein Appell an die Kärnt­ner Wirt­schaft: Bit­te über­legt, was ihr neu ent­wi­ckelt, was ihr neu braucht – denn das kann mit „Start F&E“ geför­dert wer­den. Oft wird über­se­hen, dass Inno­va­ti­on immer mit einem ers­ten Schritt beginnt. Der ers­te ist sehr unsi­cher, man weiß oft nicht, was man will, ob die Idee erfolg­reich wird und ob man in sie inves­tie­ren soll. Aber wenn wir nicht dar­an arbei­ten, wer­den wir nicht wis­sen, was es wird. Jetzt gibt es die För­der­mög­lich­keit, nur muss man den ers­ten Schritt gehen.

Zan­do­nella: Da haben wir bereits einen För­der­satz von bis zu 70 Pro­zent. Wenn es dann wie­der nach oben geht, ist man bei denen dabei, die am bes­ten durch­star­ten.

Wald­ner: Oft wird über­se­hen, dass Inno­va­ti­on immer mit einem ers­ten Schritt beginnt. Der ers­te ist sehr unsi­cher, unklar, man weiß oft nicht, was man will, ob die Idee erfolg­reich wird und ob man in sie inves­tie­ren soll. Aber wenn wir nicht dar­an arbei­ten, wer­den wir nicht wis­sen, was es wird. Jetzt gibt es die För­der­mög­lich­keit, nur muss man den ers­ten Schritt gehen.

Sie bezeich­nen sich selbst als Inno­va­tor der ver­gan­ge­nen 30 Jah­re. In wel­cher Art und Wei­se wer­den künf­ti­ge Ent­wick­lun­gen oder Erneue­run­gen im KWF Ihre Hand­schrift tra­gen?

Wald­ner: Sie wird nicht mei­ne Hand­schrift tra­gen, sie wird unse­re Hand­schrift tra­gen. Wenn Sie mit mir über Inno­va­ti­on spre­chen, dann habe ich immer fünf Ebe­nen im Kopf: Das Pro­dukt, das Markt­auf­tre­ten, die Pro­zes­se, die Struk­tu­ren und die wich­tigs­te, das ist die Basis, wel­che Men­schen haben wir. Das heißt, wir als KWF wer­den uns mit dem gesam­ten Team genau über die­se Ele­men­te Gedan­ken machen.

Gibt es dafür einen zeit­li­chen Rah­men?

Wald­ner: Wir haben jetzt den Vor- und den Nach­teil, dass wir ein Unter­neh­men haben, das funk­tio­niert, und wir wol­len es anpas­sen an die Zukunft. Das ist so, als ob Sie in einem Haus woh­nen und es umbau­en. Das heißt, Sie müs­sen den lau­fen­den Betrieb auf­recht­erhal­ten und trotz­dem Ände­run­gen hin­ein­brin­gen. Das wird ein schlei­chen­der Pro­zess, in dem wir auch kon­ti­nu­ier­lich unse­re Kun­den befra­gen wer­den.

Wenn Sie jetzt auf Zukunfts­the­men schau­en, wor­auf wird der KWF sein Augen­merk rich­ten?

Wald­ner: Es gibt einen wirt­schafts­po­li­ti­schen Bei­rat, es gibt eine Lan­des­re­gie­rung, es gibt eine Stra­te­gie, es gibt Aus­rich­tun­gen. Danach wol­len und wer­den wir uns rich­ten. Je unschär­fer die Rah­men­be­din­gun­gen sind, des­to fle­xi­bler müs­sen wir unse­re Orga­ni­sa­ti­on auf­bau­en. Wir wer­den immer wie­der selbst auf Trends schau­en und dar­auf, was das für unse­re Pro­duk­te hei­ßen könn­te – um auf ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten vor­be­rei­tet zu sein.

Zan­do­nella: Der­zeit wird der KWF von extern eva­lu­iert, die Ergeb­nis­se sol­len im Herbst da sein. Davon erwar­ten wir uns Erkennt­nis­se, wie Din­ge in der Ver­gan­gen­heit gewirkt haben und was man für die Zukunft davon ablei­ten kann. Wir müs­sen auch schau­en, dass wir die zur Ver­fü­gung ste­hen­den Gel­der wir­kungs­voll ein­set­zen.

War­um sind denn För­de­run­gen über­haupt so wich­tig?

Wald­ner: Um einen Teil der Unsi­cher­hei­ten abzu­fan­gen, um dem Unter­neh­men die­sen ers­ten Schritt zu ermög­li­chen, etwas zu machen. Zum Schluss hapert es zumeist immer an finan­zi­el­len Ele­men­ten.

Zan­do­nella: Hier möch­te ich noch etwas ergän­zen: För­de­run­gen sind zum einen auch ein Steue­rungs­in­stru­ment, aber wenn es um Grün­dun­gen geht auch ein Fak­tor im Stand­ort­wett­be­werb.

Im ver­gan­ge­nen Jahr ist eini­ges an För­der­geld nicht abge­holt wor­den. Gibt es für heu­er einen ähn­li­chen Trend?

Wald­ner: Nein, mein Ziel ist es, dass wir spä­tes­tens im vier­ten Quar­tal kein Geld mehr haben wer­den für För­de­run­gen aus­zu­zah­len, weil die Fir­men so inter­es­siert sind an unse­ren Pro­duk­ten. Das Ziel ist ja, dass die Wirt­schaft das Geld nutzt, um die Zukunft zu gestal­ten. Wir haben heu­er sehr vie­le Anfra­gen, wir haben sehr vie­le Pro­duk­te oder Pro­jek­te und Ein­rei­chun­gen, das läuft wirk­lich sehr gut.

Das Land hat ja für das nächs­te Jahr einen recht rigi­den Spar­kurs vor­ge­ge­ben, wie ste­hen Sie dem gegen­über? Fürch­ten Sie da um den För­der­topf?

Wald­ner: Um den fürch­te ich nicht. Wenn einer in der Wirt­schaft oder in irgend­ei­nem tech­ni­schen Bereich ist, und sich fürch­tet, ist er da falsch. Für mich ist es ganz nor­mal, immer wie­der nach­zu­den­ken, wo man Din­ge effi­zi­en­ter machen kann — wo kann ich mit gleich viel Geld mehr machen oder mit weni­ger Geld das­sel­be. Das Letz­te, wobei wir aber spa­ren soll­ten, sind die För­de­run­gen. Das Ers­te, was wir spa­ren kön­nen, sind die Sach­auf­wen­dun­gen. Das nicht leich­tes­te, aber immer der ers­te Schritt. Da sind wir schnel­ler gewe­sen als das Land — wir haben schon frü­her dar­über nach­zu­den­ken ange­fan­gen.

Zan­do­nella: Bei den För­de­run­gen darf man auf kei­nen Fall mit dem Rasen­mä­her drü­ber­fah­ren, das wäre ein biss­chen wie am eige­nen Ast zu sägen. Man darf nicht ver­ges­sen, dass die För­der­eu­ros ja auch zurück­flie­ßen, Per­so­nal damit beschäf­tigt wird – damit sichert man ja auch die Zukunft ab.

Über den KWF

Der Kärnt­ner Wirt­schafts­för­de­rungs Fonds (KWF) ist die zen­tra­le Insti­tu­ti­on des Lan­des Kärn­ten für Wirt­schafts­för­de­rung und agiert unab­hän­gig und wei­sungs­frei. Mit Fach­wis­sen, Bera­tung und finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung hilft der KWF vor allem klei­nen und mitt­le­ren Unter­neh­men (KMU), die ganz­jäh­rig qua­li­fi­zier­te Arbeits­plät­ze bie­ten. Die Mis­si­on des KWF ist es, mit Lei­den­schaft und Kom­pe­tenz Men­schen und Unter­neh­men in ihrer Ent­wick­lung zu beglei­ten und zu stär­ken.

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