„Jetzt ist die Zeit, um Förderungen zu nutzen“
KWF-Vorstand Roland Waldner macht sich mit Kuratoriumsvorsitzendem Martin Zandonella für Innovationen stark.
Mit Roland Waldner hat der KWF seit rund 100 Tagen einen neuen Vorstand. Gemeinsam mit Kuratoriumsvorsitzendem Martin Zandonella appelliert er an die Unternehmen, Förderungen antizyklisch zu nutzen.
„Kärntner Wirtschaft“: Herr Waldner, wie fällt Ihre erste Bilanz nach rund 100 Tagen aus?
Roland Waldner: Grundsätzlich läuft es sehr gut. Ich bin wie Alice im Wunderland von der einen Seite gekommen, habe über 20 Förderanträge eingereicht, bin jetzt durch den Spiegel durchgegangen und sehe jetzt die andere Seite, wie Förderanträge hereinkommen, was dann alles passiert oder was im Hintergrund auch notwendig ist. Das Team ist gut eingespielt – das passt perfekt.
Ihr Motto lautet „Kooperation statt Konfrontation“. Was heißt das für Ihre Rolle im KWF?
Waldner: Ich sehe mich als Vorbild: Ich kann nicht Kooperation predigen und gleichzeitig bestimmte Gruppierungen oder Fraktionen ausschließen. Es geht um die Sache, es geht um den Wirtschaftsstandort, es geht um uns alle und nicht um einen Roland Waldner.
Wird dieser Kooperationsgedanke bereits gelebt?
Waldner: Wir haben viele Möglichkeiten das noch zu verbessern, weil wir organisatorisch so aufgesetzt sind, dass es bestimmte Zuständigkeiten gibt. Aber ich habe mir ein Bild gemacht und dies immer wieder geteilt, um Klarheit zu schaffen, worum es eigentlich geht: Es geht nicht darum, dass wir aus der Krone einen Edelstein verlieren, sondern es geht darum, dass die Krone gut sitzt. Und die Offenheit ist da, jeder will den KWF zu einem wunderschönen Edelstein machen – ein Edelstein ist er ja schon.
Herr Zandonella, wie ist es aktuell um die Förderungen in Kärnten bestellt? Trifft die Nachfrage auf Angebot?
Martin Zandonella: Gute Frage. Grundsätzlich ist das Ziel genau das, dass man sowohl Nachfrage und Angebot möglichst nahe zueinander bringt. Aber je schneller die Dinge sich ändern, umso schwieriger ist das natürlich. Die Stimmung der potenziellen Förderkunden hat sich von einem Hoch zu weniger als einer Seitwärtsbewegung geändert. Die hohen Zinsen schrecken davor ab, Verbindlichkeiten aufzunehmen. Die Liquidität ist auch nicht mehr so hoch. Dieser Mix führt dazu, dass die Investitionsbereitschaft geringer ist und damit die Förderanträge weniger sind. Das ist ein großer Auftrag, weil es für eine Förderstelle wichtig ist, antizyklisch unterstützen zu können. Da muss man dann auch die Produkte anpassen.
Hat sich da schon etwas getan?
Zandonella: Um auf die 100 Tage zurückzukommen – da ist es gelungen, relativ schnell an den Schrauben zu drehen. Teilweise wurde die Zielgruppe erweitert, zum Teil wurden die Fördersätze nach oben geschraubt.
Um der schwächelnden Konjunktur etwas entgegenzuhalten, gibt es den Konjunkturbonus. Nehmen die Betriebe dieses Angebot an?
Waldner: Ja, wir haben sehr viele Einreichungen. Aber wir wollen die Fördersätze insgesamt anpassen, um zu Förderanträgen zu animieren. Und weil das Stichwort antizyklisch gefallen ist: Zeiten, in denen Leute Luft haben, weil nicht so viel zu tun ist, sollte man nutzen, um für die Zukunft zu arbeiten. Deshalb mein Appell an die Kärntner Wirtschaft: Bitte überlegt, was ihr neu entwickelt, was ihr neu braucht – denn das kann mit „Start F&E“ gefördert werden. Oft wird übersehen, dass Innovation immer mit einem ersten Schritt beginnt. Der erste ist sehr unsicher, man weiß oft nicht, was man will, ob die Idee erfolgreich wird und ob man in sie investieren soll. Aber wenn wir nicht daran arbeiten, werden wir nicht wissen, was es wird. Jetzt gibt es die Fördermöglichkeit, nur muss man den ersten Schritt gehen.
Zandonella: Da haben wir bereits einen Fördersatz von bis zu 70 Prozent. Wenn es dann wieder nach oben geht, ist man bei denen dabei, die am besten durchstarten.
Waldner: Oft wird übersehen, dass Innovation immer mit einem ersten Schritt beginnt. Der erste ist sehr unsicher, unklar, man weiß oft nicht, was man will, ob die Idee erfolgreich wird und ob man in sie investieren soll. Aber wenn wir nicht daran arbeiten, werden wir nicht wissen, was es wird. Jetzt gibt es die Fördermöglichkeit, nur muss man den ersten Schritt gehen.
Sie bezeichnen sich selbst als Innovator der vergangenen 30 Jahre. In welcher Art und Weise werden künftige Entwicklungen oder Erneuerungen im KWF Ihre Handschrift tragen?
Waldner: Sie wird nicht meine Handschrift tragen, sie wird unsere Handschrift tragen. Wenn Sie mit mir über Innovation sprechen, dann habe ich immer fünf Ebenen im Kopf: Das Produkt, das Marktauftreten, die Prozesse, die Strukturen und die wichtigste, das ist die Basis, welche Menschen haben wir. Das heißt, wir als KWF werden uns mit dem gesamten Team genau über diese Elemente Gedanken machen.
Gibt es dafür einen zeitlichen Rahmen?
Waldner: Wir haben jetzt den Vor- und den Nachteil, dass wir ein Unternehmen haben, das funktioniert, und wir wollen es anpassen an die Zukunft. Das ist so, als ob Sie in einem Haus wohnen und es umbauen. Das heißt, Sie müssen den laufenden Betrieb aufrechterhalten und trotzdem Änderungen hineinbringen. Das wird ein schleichender Prozess, in dem wir auch kontinuierlich unsere Kunden befragen werden.
Wenn Sie jetzt auf Zukunftsthemen schauen, worauf wird der KWF sein Augenmerk richten?
Waldner: Es gibt einen wirtschaftspolitischen Beirat, es gibt eine Landesregierung, es gibt eine Strategie, es gibt Ausrichtungen. Danach wollen und werden wir uns richten. Je unschärfer die Rahmenbedingungen sind, desto flexibler müssen wir unsere Organisation aufbauen. Wir werden immer wieder selbst auf Trends schauen und darauf, was das für unsere Produkte heißen könnte – um auf verschiedene Möglichkeiten vorbereitet zu sein.
Zandonella: Derzeit wird der KWF von extern evaluiert, die Ergebnisse sollen im Herbst da sein. Davon erwarten wir uns Erkenntnisse, wie Dinge in der Vergangenheit gewirkt haben und was man für die Zukunft davon ableiten kann. Wir müssen auch schauen, dass wir die zur Verfügung stehenden Gelder wirkungsvoll einsetzen.
Warum sind denn Förderungen überhaupt so wichtig?
Waldner: Um einen Teil der Unsicherheiten abzufangen, um dem Unternehmen diesen ersten Schritt zu ermöglichen, etwas zu machen. Zum Schluss hapert es zumeist immer an finanziellen Elementen.
Zandonella: Hier möchte ich noch etwas ergänzen: Förderungen sind zum einen auch ein Steuerungsinstrument, aber wenn es um Gründungen geht auch ein Faktor im Standortwettbewerb.
Im vergangenen Jahr ist einiges an Fördergeld nicht abgeholt worden. Gibt es für heuer einen ähnlichen Trend?
Waldner: Nein, mein Ziel ist es, dass wir spätestens im vierten Quartal kein Geld mehr haben werden für Förderungen auszuzahlen, weil die Firmen so interessiert sind an unseren Produkten. Das Ziel ist ja, dass die Wirtschaft das Geld nutzt, um die Zukunft zu gestalten. Wir haben heuer sehr viele Anfragen, wir haben sehr viele Produkte oder Projekte und Einreichungen, das läuft wirklich sehr gut.
Das Land hat ja für das nächste Jahr einen recht rigiden Sparkurs vorgegeben, wie stehen Sie dem gegenüber? Fürchten Sie da um den Fördertopf?
Waldner: Um den fürchte ich nicht. Wenn einer in der Wirtschaft oder in irgendeinem technischen Bereich ist, und sich fürchtet, ist er da falsch. Für mich ist es ganz normal, immer wieder nachzudenken, wo man Dinge effizienter machen kann — wo kann ich mit gleich viel Geld mehr machen oder mit weniger Geld dasselbe. Das Letzte, wobei wir aber sparen sollten, sind die Förderungen. Das Erste, was wir sparen können, sind die Sachaufwendungen. Das nicht leichteste, aber immer der erste Schritt. Da sind wir schneller gewesen als das Land — wir haben schon früher darüber nachzudenken angefangen.
Zandonella: Bei den Förderungen darf man auf keinen Fall mit dem Rasenmäher drüberfahren, das wäre ein bisschen wie am eigenen Ast zu sägen. Man darf nicht vergessen, dass die Fördereuros ja auch zurückfließen, Personal damit beschäftigt wird – damit sichert man ja auch die Zukunft ab.
Der Kärntner Wirtschaftsförderungs Fonds (KWF) ist die zentrale Institution des Landes Kärnten für Wirtschaftsförderung und agiert unabhängig und weisungsfrei. Mit Fachwissen, Beratung und finanzieller Unterstützung hilft der KWF vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die ganzjährig qualifizierte Arbeitsplätze bieten. Die Mission des KWF ist es, mit Leidenschaft und Kompetenz Menschen und Unternehmen in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu stärken.