Gerade wer beruflich viel um die Ohren hat, muss seine Erholung klug gestalten, plädiert Gesundheitspsychologe Gerhard Blasche.
Gerade wer beruflich viel um die Ohren hat, muss seine Erholung klug gestalten, plädiert Gesundheitspsychologe Gerhard Blasche. © PKK/Med Uni Wien/Matern
Gerhard Blasche

„Erho­lung muss
bewusst geplant wer­den“

Buchautor und Gesundheitspsychologe Gerhard Blasche gibt Tipps zum Energie tanken.

24.12.2024 16:13 - Update am: 28.01.2025 16:24 von Anita Arneitz
Lesezeit 4 Minuten

Stän­dig erreich­bar, über­las­tet im Home­of­fice und müde von der Unplan­bar­keit: Buch­au­tor und Gesund­heits­psy­cho­lo­ge Ger­hard Bla­sche erklärt, war­um Erho­lung wich­ti­ger denn je ist.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Wie kann weni­ger Stress im unter­neh­me­ri­schen All­tag gelin­gen?

Ger­hard Bla­sche: Defi­nie­ren Sie freie Zei­ten. Ab wel­chem Zeit­punkt ist Fei­er­abend und wird nicht mehr an den Betrieb gedacht und wer­den kei­ne E‑Mails mehr gecheckt? Außer­dem ist es wich­tig, sich trotz allem freie Tage, zum Bei­spiel ein ver­län­ger­tes Wochen­en­de, zu schaf­fen, um eine men­ta­le Distan­zie­rung zu schaf­fen und gedank­lich zur Ruhe zu kom­men, damit der Erho­lungs­pro­zess begin­nen kann.

Was för­dert die Erho­lung?

Eine Struk­tu­rie­rung – kon­kret zu sagen, jetzt habe ich Frei­zeit und wäh­le bewusst Akti­vi­tä­ten, die mir Freu­de machen, die jedoch nichts mit der Arbeit zu tun haben. Was das ist, hängt von den indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen ab. Ein Auf­ent­halt oder kör­per­li­che Akti­vi­tät in der Natur för­dern die Erho­lung, hel­fen abzu­schal­ten und ver­mit­teln das Gefühl, etwas getan zu haben. Aber auch krea­ti­ve Tätig­kei­ten wie musi­zie­ren oder in der Werk­statt etwas tun, oder sozia­le Akti­vi­tä­ten die­nen der Erho­lung.

In der klas­si­schen Mit­tags­pau­se kann die Ermü­dung des Vor­mit­tags abge­baut wer­den.Zitat Ende

Ger­hard Bla­sche

Buch­au­tor und Gesund­heits­psy­cho­lo­ge

Wie geht man dabei mit dem schlech­ten Gewis­sen und lan­gen To-Do-Lis­ten um?

Das ist eine Her­aus­for­de­rung. Aber gera­de als Selbst­stän­di­ger muss man sich bewusst machen, eines der wert­volls­ten Betriebs­mit­tel ist die eige­ne Gesund­heit. Ist die Erho­lung unzu­rei­chend, dann ist mit­tel­fris­tig auch die eige­ne Gesund­heit gefähr­det. Wer sich das bewusst macht, nimmt sich leich­ter Zeit für die Erho­lung. Selbst­stän­di­gen fällt immer etwas ein, was sie noch machen könn­ten. Die To-Do-Lis­te kommt grund­sätz­lich zu kei­nem Ende. Daher braucht es die bewuss­te Pla­nung der Erho­lung.

Wel­che Rol­le spie­len klei­ne Unter­bre­chun­gen im All­tag?

Streng genom­men sind die klei­nen Pau­sen im All­tag das Wich­tigs­te. Weil dadurch die Ermü­dung früh­zei­tig abge­baut wer­den kann, sie häuft sich nicht an. Ich bin daher ein gro­ßer Freund der Mit­tags­pau­se – sogar von einem Mit­tags­schlaf. Dadurch kann man die Ermü­dung des Vor­mit­tags wie­der ein Stück abbau­en und ist am Nach­mit­tag leis­tungs­fä­hi­ger.

Auf wel­che Alarm­zei­chen soll­ten vor allem Selbst­stän­di­ge ganz beson­ders ach­ten?

Ein Alarm­zei­chen ist es, wenn ich am Ende eines Arbeits­ta­ges so müde bin, dass ich mei­ne Frei­zeit nicht mehr genie­ßen kann. Auch wenn ich chro­nisch das Gefühl habe, mein Wochen­en­de ist zu kurz und ich bin eigent­lich am Sonn­tag über­haupt noch nicht erholt, soll­te das ernst genom­men wer­den. Wenn der Schlaf zu lei­den beginnt, ist das ein Hin­weis auf einen sehr hohen Stress­pe­gel.

Aber als Unter­neh­mer hat man auch eine Vor­bild­funk­ti­on …

Es ist nicht not­wen­dig, als Chef als Ers­ter im Büro zu sein und als Letz­ter zu gehen. Gera­de als Füh­rungs­kraft soll­te man signa­li­sie­ren, dass gute Arbeit auch sei­ne Gren­zen hat und mit Erho­lung ver­bun­den wer­den muss. Das gilt es, den Mit­ar­bei­tern zu ver­mit­teln. Schließ­lich will jeder Arbeit­ge­ber leis­tungs­fä­hi­ge Mit­ar­bei­ter haben, die lang­fris­tig blei­ben.

Zur Per­son
  • Ger­hard Bla­sche, gebo­ren 1963, ist Gesund­heits­psy­cho­lo­ge, kli­ni­scher Psy­cho­lo­ge und Psy­cho­the­ra­peut sowie Dozent am Zen­trum für Public Health der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien.
  • In sei­ner For­schung beschäf­tigt er sich mit Ermü­dung und Erho­lung von der Arbeit.
  • Bla­sche hat bereits über 90 fach­li­che Publi­ka­tio­nen ver­fasst.
  • In sei­ner Frei­zeit geht der Wie­ner ger­ne spor­teln – wan­dern, Rad­fah­ren, Ski­tou­ren – und arbei­tet im Gar­ten.
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