Melanie Wolfers trainiert mit Führungskräften die Unsicherheitskompetenz und verleiht ihr Professionalität.
Melanie Wolfers trainiert mit Führungskräften die Unsicherheitskompetenz und verleiht ihr Professionalität. © KK/Ulrik Hölzel
Melanie Wolfers

„Die Kraft des Wir stär­ker im Busi­ness nüt­zen“

Bestsellerautorin, Rednerin und Ordensfrau Melanie Wolfers spricht im Interview über Zuversicht und positive Zukunftsbilder.

21.07.2025 08:11 - Update am: 24.07.2025 08:20 von Anita Arneitz
Lesezeit 5 Minuten

Weg von Angst und nai­vem Opti­mis­mus hin zu posi­ti­ven Zukunfts­bil­dern und Zuver­sicht. Wie das im All­tag gelin­gen kann, ver­rät Best­sel­ler­au­torin, Red­ne­rin und Ordens­frau Mela­nie Wol­fers.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: War­um ist es in schwie­ri­gen Zei­ten wich­tig, auf eine posi­ti­ve Zukunft zu hof­fen?

Mela­nie Wol­fers: Gera­de in schwie­ri­gen Zei­ten gilt es, posi­ti­ve Zukunfts­bil­der zu ent­wi­ckeln. Nur wenn ich ein bes­se­res Mor­gen vor Augen habe, kremp­le ich die Ärmel hoch und tra­ge das Mei­ne dazu bei. Die Zukunft von mor­gen ent­steht im Heu­te. Pes­si­mis­tisch die Hän­de in den Schoß zu legen, ist das Schlech­tes­te, was man tun kann.

Zuver­sicht gehört dazu … ?

Ja, aber ich unter­schei­de zwi­schen Zuver­sicht und nai­vem Opti­mis­mus. Mit die­sem las­sen sich kei­ne Kri­sen bewäl­ti­gen. Eine zuver­sicht­li­che Per­son hin­ge­gen erkennt den Ernst der Lage und erlebt auch Momen­te der Angst und Ver­zweif­lung. Aber sie lässt sich davon nicht auf Dau­er läh­men, son­dern erkennt und ergreift mög­li­che Hand­lungs­spiel­räu­me. Eine zuver­sicht­li­che Per­son hat einen Spür­sinn, was die Zukunft an posi­ti­ven Mög­lich­kei­ten mit sich brin­gen könn­te, und trägt das Eige­ne dazu bei.

Hat man Zuver­sicht ein­fach oder kann man sie trai­nie­ren?

Zuver­sicht bekommt man nicht in die Wie­ge gelegt. Zuver­sicht ist eine Hal­tung, eine inne­re Ein­stel­lung, die wir ein­üben, ver­tie­fen und stär­ken kön­nen. Und wenn wir sie ver­lo­ren haben, kön­nen wir sie wie­der­fin­den.

Die Zukunft ent­steht heu­te.Zitat Ende

Mela­nie Wol­fers

Exper­tin für Zuver­sicht und Spi­ri­tua­li­tät

Wie zum Bei­spiel?

Drei Punk­te: Ers­tens hilft es, sich an die Kri­sen zu erin­nern, die man schon bewäl­tigt hat. Denn das stärkt unser Selbst­ver­trau­en, dass uns heu­te Ähn­li­ches mög­lich ist. Und rufen wir uns unse­re Pro­blem­lö­sun­gen ins Gedächt­nis, dann hilft dies, gegen­wär­ti­ge Her­aus­for­de­run­gen zu bestehen. Zwei­tens trag­fä­hi­ge Bezie­hun­gen. Gera­de wenn der Boden unter den Füßen wa­ckelt, tut es gut zu wis­sen, auf wen ich mich ver­las­sen kann. Drit­tens die Kraft des Wir. Anders gesagt: gemein­sam han­deln. In der Geschich­te kam es immer dann zu gesell­schaft­li­chen Umbrü­chen, wenn vie­le Men­schen vie­le klei­ne Schrit­te gegan­gen sind und dadurch gemein­sam etwas erreicht haben. Was lan­ge ein unrea­lis­ti­scher Traum war, wird plötz­lich mög­lich.

Gibt es noch einen wei­te­ren Punkt, um Zuver­sicht zu stär­ken?

Die Kraft des Inne­hal­tens. Wir brau­chen Pau­sen, um zu reflek­tie­ren und unse­re Lebens­ge­schich­te bes­ser zu ver­ste­hen. Wenn ich regel­mä­ßig inne­hal­te, gewin­ne ich einen inne­ren Halt. Das gilt nicht nur für Per­so­nen, son­dern auch für Unter­neh­men. Es ist wich­tig, sich immer wie­der aus dem Tages­ge­schäft her­aus­zu­neh­men, Erfol­ge zu fei­ern und Din­ge mit etwas Abstand zu betrach­ten.

Was blo­ckiert Zuver­sicht im All­tag?

Unser Gehirn giert nach nega­ti­ven Infor­ma­tio­nen und fokus­siert schnell auf alles Nega­ti­ve. Das ist ein Erbe unse­rer Stein­zeit­hirns. Frü­her war das über­le­bens­wich­tig. Doch heu­te soll­te ich mei­nem Stein­zeit­hirn ein Schnipp­chen schla­gen, etwa indem ich Dank­bar­keit prak­ti­zie­re. Das lenkt den Blick auf das Posi­ti­ve und stärkt die Zuver­sicht.

Ihr Tipp für Unter­neh­men?

Ent­wi­ckeln Sie Unsi­cher­heits­kom­pe­tenz! Die äuße­re Unsi­cher­heit, also die Unge­wiss­heit, wie sich Din­ge ent­wi­ckeln, kön­nen wir nicht beein­flus­sen. Aber wir kön­nen an unse­rer inne­ren Reak­ti­on auf die­se äuße­re Unge­wiss­heit arbei­ten. Sich ange­sichts von Neu­em unsi­cher zu füh­len, wird oft als Schwä­che ange­se­hen, doch es ist hoch­pro­fes­sio­nell! Denn die­ses Gefühl ver­lang­samt uns. Es lässt uns umsich­tig Schritt für Schritt vor­an­ge­hen anstatt im Auto­pi­lot­mo­dus zu reagie­ren. Und es lässt uns gemein­sam mit ande­ren nach Lösun­gen suchen und krea­tiv Neu­es ent­wi­ckeln.

Zur Per­son
  • Mela­nie Wol­fers, gebo­ren 1971, wuchs in Nord­deutsch­land auf. Die Theo­lo­gin und Phi­lo­so­phin arbei­te­te als Hoch­schul­seel­sor­ge­rin und Lehr­be­auf­trag­te.
  • 2004 trat sie in die inter­na­tio­na­le Ordens­ge­mein­schaft der Sal­va­to­ria­ne­rin­nen ein und lebt heu­te in Wien. Wol­fers ist Best­sel­ler­au­torin, Red­ne­rin und Bera­te­rin.
  • Ihr Pod­cast heißt „Ganz schön mutig“ und ihre jüngs­ten Bücher sind „Atlas der unbe­gan­ge­nen Wege“ und „Zuver­sicht. Eine Kraft, die an das Mor­gen glaubt“.
  • In ihrer Frei­zeit wan­dert Wol­fers ger­ne und spielt Quer­flö­te.
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