WK-Vizepräsidentin Astrid Legner spricht im Interview über Teilpensionen und neue Perspektiven.
WK-Vizepräsidentin Astrid Legner spricht im Interview über Teilpensionen und neue Perspektiven. © WKK/Helge Bauer
Teilpension

Wie Teil­pen­si­on neue Per­spek­ti­ven eröff­net

Für WK-Vizepräsidentin Astrid Legner ist klar: Arbeiten in der Pension kann eine Chance sein.

19.08.2025 09:58 von Corina Thalhammer
Lesezeit 4 Minuten

Vie­le schaf­fen es gar nicht bis zum gesetz­li­chen Pen­si­ons­al­ter – und trotz­dem wird über län­ge­res Arbei­ten dis­ku­tiert. Für WK-Vize­prä­si­den­tin Astrid Leg­ner ist klar: Arbei­ten in der Pen­si­on kann eine Chan­ce sein – wenn es fair, fle­xi­bel und frei­wil­lig ist. Ab 1. Jän­ner 2026 soll die Teil­pen­si­on kom­men. Leg­ner begrüßt den Schritt, for­dert aber steu­er­li­che Anrei­ze, alters­ge­rech­te Arbeits­plät­ze und glei­che Regeln für Ange­stell­te und Selbst­stän­di­ge.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Wir wis­sen, dass vie­le Men­schen, die in Pen­si­on gehen, das gesetz­li­che Alter gar nicht errei­chen. Wie soll Arbei­ten in der Pen­si­on funk­tio­nie­ren?

Astrid Leg­ner: Das ist eine abso­lut berech­tig­te Fra­ge – gera­de jetzt, wo die demo­gra­fi­schen Her­aus­for­de­run­gen am Arbeits­markt immer spür­ba­rer wer­den. Gera­de in beson­ders for­dern­den Beru­fen zeigt sich, wie wich­tig es ist, Bedin­gun­gen zu schaf­fen, damit Men­schen mög­lichst lan­ge gesund im Arbeits­le­ben blei­ben kön­nen. Des­halb braucht es fle­xi­ble Model­le wie die Teil­pen­si­on, die eben kei­nen zusätz­li­chen Druck auf­bau­en, son­dern indi­vi­du­el­le Lösun­gen ermög­li­chen. Wer wei­ter­ar­bei­ten möch­te, soll das auch kön­nen – aber unter fai­ren, gut abge­stimm­ten Rah­men­be­din­gun­gen. Alters­ge­rech­te Arbeits­plät­ze, fle­xi­ble Arbeits­zei­ten, betrieb­li­che Gesund­heits­an­ge­bo­te – all das muss zusam­men­spie­len.

Ab 1. 1. 2026 ist die Ein­füh­rung einer Teil­pen­si­on geplant. Wie steht die Wirt­schafts­kam­mer dazu?

Wir sehen das beschlos­se­ne Pen­si­ons­pa­ket grund­sätz­lich posi­tiv – es geht in die rich­ti­ge Rich­tung und greift zen­tra­le Emp­feh­lun­gen der OECD auf. Beson­ders die Ein­füh­rung der Teil­pen­si­on ist ein guter Ansatz: Sie kann hel­fen, Men­schen im Erwerbs­le­ben zu hal­ten, die sonst viel­leicht ganz aus­stei­gen wür­den. Aber, und das ist mir wich­tig zu sagen: Das allein reicht nicht. Wenn wir das Poten­zi­al älte­rer Men­schen wirk­lich bes­ser nut­zen wol­len, dann braucht es mehr Anrei­ze – zum Bei­spiel die steu­er­li­che Begüns­ti­gung von Zuver­diens­ten im Pen­si­ons­al­ter. Die steht im Regie­rungs­pro­gramm, und ich hal­te sie für einen sinn­vol­len Schritt. Was mir per­sön­lich auch ein Anlie­gen ist: Die Teil­pen­si­on darf nicht nur für Ange­stell­te gel­ten. Selbst­stän­di­ge sind aktu­ell aus­ge­schlos­sen – das ist schlicht nicht gerecht. Wir brau­chen mehr Fle­xi­bi­li­tät und Gleich­be­hand­lung, gera­de beim Über­gang vom Erwerbs­le­ben in die Pen­si­on.

Wird mit der Teil­pen­si­on tat­säch­lich ein Anreiz geschaf­fen, län­ger im Erwerbs­le­ben zu blei­ben? Oder könn­te die Rege­lung nicht auch bewir­ken, dass Men­schen frü­her aus dem Arbeits­markt aus­schei­den?

Ich ver­ste­he, dass man­che die Sor­ge haben, die Teil­pen­si­on könn­te eine Art Früh­pen­sio­nie­rung durch die Hin­ter­tür sein. Aber genau das ist nicht das Ziel. Es geht uns viel­mehr dar­um, Men­schen im Erwerbs­le­ben zu hal­ten, die sonst kom­plett aus­stei­gen wür­den. Die Kom­bi­na­ti­on aus redu­zier­ter Arbeits­zeit und antei­li­ger Pen­si­ons­zah­lung soll eben kei­nen har­ten Schnitt erzeu­gen, son­dern einen sanf­ten, gut abge­si­cher­ten Über­gang. Das ist für die Betrof­fe­nen wich­tig – und auch für die Betrie­be. Klar ist aber auch: Ohne geziel­te Unter­stüt­zung für Unter­neh­men und ohne die Ein­bin­dung aller Erwerbs­for­men. Ins­be­son­de­re der Selbst­stän­di­gen – wird die Teil­pen­si­on kaum die gewünsch­te Wir­kung ent­fal­ten. Da braucht es noch Nach­schär­fung. Wir erwar­ten uns von der Teil­pen­si­on einen rea­lis­ti­schen und pra­xis­na­hen Bei­trag dazu, dass Men­schen län­ger im Erwerbs­le­ben blei­ben – frei­wil­lig, fle­xi­bel und abge­si­chert. Sie soll vor allem jenen eine Per­spek­ti­ve geben, die nicht mehr Voll­zeit arbei­ten kön­nen oder wol­len, aber noch bereit sind, sich mit ihrer Erfah­rung und ihrem Kön­nen ein­zu­brin­gen.

Eine For­de­rung der IV lau­tet: bis 70 Jah­ren arbei­ten. Wie sieht die WK das?

Wir dür­fen uns der Rea­li­tät nicht ver­schlie­ßen: Unse­re Gesell­schaft wird älter, und die Fra­ge, wie wir län­ger gesund arbei­ten kön­nen, stellt sich zuneh­mend. Des­halb hal­te ich es für falsch, die Dis­kus­si­on über ein spä­te­res Pen­si­ons­an­tritts­al­ter – etwa bis 70 – von vorn­her­ein zu tabui­sie­ren. Das heißt nicht, dass alle bis 70 arbei­ten sol­len oder müs­sen. Aber wir müs­sen offen dar­über spre­chen, wel­che Mög­lich­kei­ten es gibt, damit jene, die möch­ten und kön­nen, auch län­ger im Erwerbs­le­ben blei­ben kön­nen. Wenn wir von län­ge­rem Arbei­ten spre­chen, dann muss das auch einen ech­ten Mehr­wert brin­gen – für die Men­schen und die Betrie­be. Ich set­ze mich daher für eine steu­er­li­che Begüns­ti­gung von Zuver­diens­ten im Pen­si­ons­al­ter ein, zum Bei­spiel in Form einer Flat­tax mit nur 25 Pro­zent Abga­ben. Das wäre ein star­kes Signal. Arbei­ten im Alter darf nicht als Belas­tung, son­dern als Chan­ce gese­hen wer­den – für den Ein­zel­nen, für die Wirt­schaft und für unse­re Gesell­schaft ins­ge­samt.