Wie Teilpension neue Perspektiven eröffnet
Für WK-Vizepräsidentin Astrid Legner ist klar: Arbeiten in der Pension kann eine Chance sein.
Viele schaffen es gar nicht bis zum gesetzlichen Pensionsalter – und trotzdem wird über längeres Arbeiten diskutiert. Für WK-Vizepräsidentin Astrid Legner ist klar: Arbeiten in der Pension kann eine Chance sein – wenn es fair, flexibel und freiwillig ist. Ab 1. Jänner 2026 soll die Teilpension kommen. Legner begrüßt den Schritt, fordert aber steuerliche Anreize, altersgerechte Arbeitsplätze und gleiche Regeln für Angestellte und Selbstständige.
„Kärntner Wirtschaft“: Wir wissen, dass viele Menschen, die in Pension gehen, das gesetzliche Alter gar nicht erreichen. Wie soll Arbeiten in der Pension funktionieren?
Astrid Legner: Das ist eine absolut berechtigte Frage – gerade jetzt, wo die demografischen Herausforderungen am Arbeitsmarkt immer spürbarer werden. Gerade in besonders fordernden Berufen zeigt sich, wie wichtig es ist, Bedingungen zu schaffen, damit Menschen möglichst lange gesund im Arbeitsleben bleiben können. Deshalb braucht es flexible Modelle wie die Teilpension, die eben keinen zusätzlichen Druck aufbauen, sondern individuelle Lösungen ermöglichen. Wer weiterarbeiten möchte, soll das auch können – aber unter fairen, gut abgestimmten Rahmenbedingungen. Altersgerechte Arbeitsplätze, flexible Arbeitszeiten, betriebliche Gesundheitsangebote – all das muss zusammenspielen.
Ab 1. 1. 2026 ist die Einführung einer Teilpension geplant. Wie steht die Wirtschaftskammer dazu?
Wir sehen das beschlossene Pensionspaket grundsätzlich positiv – es geht in die richtige Richtung und greift zentrale Empfehlungen der OECD auf. Besonders die Einführung der Teilpension ist ein guter Ansatz: Sie kann helfen, Menschen im Erwerbsleben zu halten, die sonst vielleicht ganz aussteigen würden. Aber, und das ist mir wichtig zu sagen: Das allein reicht nicht. Wenn wir das Potenzial älterer Menschen wirklich besser nutzen wollen, dann braucht es mehr Anreize – zum Beispiel die steuerliche Begünstigung von Zuverdiensten im Pensionsalter. Die steht im Regierungsprogramm, und ich halte sie für einen sinnvollen Schritt. Was mir persönlich auch ein Anliegen ist: Die Teilpension darf nicht nur für Angestellte gelten. Selbstständige sind aktuell ausgeschlossen – das ist schlicht nicht gerecht. Wir brauchen mehr Flexibilität und Gleichbehandlung, gerade beim Übergang vom Erwerbsleben in die Pension.
Wird mit der Teilpension tatsächlich ein Anreiz geschaffen, länger im Erwerbsleben zu bleiben? Oder könnte die Regelung nicht auch bewirken, dass Menschen früher aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden?
Ich verstehe, dass manche die Sorge haben, die Teilpension könnte eine Art Frühpensionierung durch die Hintertür sein. Aber genau das ist nicht das Ziel. Es geht uns vielmehr darum, Menschen im Erwerbsleben zu halten, die sonst komplett aussteigen würden. Die Kombination aus reduzierter Arbeitszeit und anteiliger Pensionszahlung soll eben keinen harten Schnitt erzeugen, sondern einen sanften, gut abgesicherten Übergang. Das ist für die Betroffenen wichtig – und auch für die Betriebe. Klar ist aber auch: Ohne gezielte Unterstützung für Unternehmen und ohne die Einbindung aller Erwerbsformen. Insbesondere der Selbstständigen – wird die Teilpension kaum die gewünschte Wirkung entfalten. Da braucht es noch Nachschärfung. Wir erwarten uns von der Teilpension einen realistischen und praxisnahen Beitrag dazu, dass Menschen länger im Erwerbsleben bleiben – freiwillig, flexibel und abgesichert. Sie soll vor allem jenen eine Perspektive geben, die nicht mehr Vollzeit arbeiten können oder wollen, aber noch bereit sind, sich mit ihrer Erfahrung und ihrem Können einzubringen.
Eine Forderung der IV lautet: bis 70 Jahren arbeiten. Wie sieht die WK das?
Wir dürfen uns der Realität nicht verschließen: Unsere Gesellschaft wird älter, und die Frage, wie wir länger gesund arbeiten können, stellt sich zunehmend. Deshalb halte ich es für falsch, die Diskussion über ein späteres Pensionsantrittsalter – etwa bis 70 – von vornherein zu tabuisieren. Das heißt nicht, dass alle bis 70 arbeiten sollen oder müssen. Aber wir müssen offen darüber sprechen, welche Möglichkeiten es gibt, damit jene, die möchten und können, auch länger im Erwerbsleben bleiben können. Wenn wir von längerem Arbeiten sprechen, dann muss das auch einen echten Mehrwert bringen – für die Menschen und die Betriebe. Ich setze mich daher für eine steuerliche Begünstigung von Zuverdiensten im Pensionsalter ein, zum Beispiel in Form einer Flattax mit nur 25 Prozent Abgaben. Das wäre ein starkes Signal. Arbeiten im Alter darf nicht als Belastung, sondern als Chance gesehen werden – für den Einzelnen, für die Wirtschaft und für unsere Gesellschaft insgesamt.