Unternehmer sprechen über die Zukunft des Bauens
Trotz der herausfordernden Zeiten machen sich Unternehmen Gedanken über nachhaltigere Lösungen und setzen innovative Ideen um.
Der Green Deal der Europäischen Union sorgt in der Bauwirtschaft für ein Umdenken. Bis 2025 soll in Europa Klimaneutralität herrschen. Bis 2030 will man eine Treibhausgas-Reduktion von mindestens 55 Prozent gegenüber 1999 erreichen. Für die Bauwirtschaft bedeutet das einen stärkeren Fokus auf Kreislaufwirtschaft, ganzheitliche Planung von Projekten, die Verwendung von nachhaltigen Baustoffen, Energieeffizienz von Gebäuden sowie bessere Dämmung und Wärmeschutz.
Neue Lösungen sind gefragt
In diesem Sinne wird auch in Kärnten an neuen Lösungen gearbeitet. Dazu zählen etwa Fassaden, die Strom erzeugen oder Kombinationen mit Holz, die nach der Nutzung leichter recycelt und wiederverwendet werden können. Speziell beim sogenannten zirkulären Bauen gibt es bereits einige Vorzeigebeispiele, die nach der Nutzung sinnvoll rück- oder umgebaut werden. Beim „urban mining“ werden Gebäude in den Städten als wertvolles Materiallager gesehen. Dabei wird auf kurze Transportwege von Materialien geachtet. Trotz all dieser Initiativen, steht die Bauwirtschaft im Großen und Ganzen erst am Anfang einer Kreislaufwirtschaft.
Kosten als Hemmschuh
Ein Hemmschuh sind nach wie vor die Kosten, vor allem im Wohnbau. „Nicht jeder kann sich im Hausbau am Ende des Tages noch eine Photovoltaik- und Solaranlage, Lehmputz, Vollwärmeschutz aus Mineralwolle oder Hanf leisten“, berichten die Baumeister Daniel Jäger und Roman Rutter. Aber es gebe einfache Methoden, um Nachhaltigkeit an die Kunden zu bringen, zum Beispiel mit Luftwärme- oder Erdwärmepumpen. „Wir können Kunden nur in Richtung Nachhaltigkeit beraten, entscheiden muss der Kunde letztendlich selbst.“
Nachhaltigkeit bauen ist vielseitig
Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft hat viele Dimensionen: eine ökologische, ökonomische und auch eine soziale. Unternehmen arbeiten intensiv daran, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Sie bauen in unsicheren Zeiten sogar Mitarbeiter auf wie Christof Weissenseer von Weissenseer Holz-System-Bau: „Im Holzbau haben wir eine stabile Auftragslage und ich denke, da wird wieder ein Aufschwung kommen. Daher investieren wir antizyklisch und bauen jetzt Leute auf.“
Stimmen aus der Wirtschaft
„Der Holzbau tut sich mit Nachhaltigkeit leicht“
„Mit Holz haben wir bereits vor 100 Jahren auf das richtige Pferd gesetzt und sind heute stark im Wohnbau tätig. Mit unserem autarken Büroprojekt in Freistadt haben wir heuer den Trigos in Kärnten gewonnen. Es kommt nicht nur auf das Baumaterial, sondern auf eine ganzheitliche Planung an. Wie kann man im Holzbau Verbindungen schaffen, die wieder leicht getrennt werden können? Wohin kommen Elektroleitungen, um sie ohne großen Aufwand tauschen zu können? Wie können Räume nachgenützt werden? Mit den Standardraumhöhen ist man hier eingeschränkt. Hingegen können die Gründerzeithäuser in Wien mit einer Raumhöhe von 3,5 Meter heute als Wohnung, Büro oder Geschäftslokal verwendet werden. Auch unseren Flächenbedarf pro Person sollten wir überdenken. Brauchen wir wirklich so viele Quadratmeter pro Kopf?“
„Nicht auf die soziale Nachhaltigkeit vergessen“
„Als Bauträger ist uns soziale Nachhaltigkeit wichtig. Die Menschen müssen sich in den Gebäuden wohlfühlen und brauchen Räume, in denen sie sich treffen können wie im gemeinsamen Dachgarten mit Outdoorküche. Um nachhaltige Wohnprojekte finanzierbar zu machen, braucht es entsprechende Änderungen in Raumplanung und Infrastruktur. Mit Tiefgaragen hat man CO2 in der Erde gebunden. Nachhaltiger wären Hochgaragen, die man schrittweise in Wohnungen oder Büros rückbauen kann. Statt mit Klimaanlagen kühlen wir mit Betonkernaktivierung in der Decke. Auch das altersgerechte Bauen oder betreutes Wohnen wird noch zu wenig berücksichtigt. Nachhaltiges Bauen ist mit höheren Kosten verbunden, es muss verstärkt ein Bewusstsein für die Lebenszykluskosten vermittelt werden, die neben Bau- und Kaufkosten, auch Erhaltung, Betriebskosten sowie Sanierung umfassen.“
„Fassaden mit Photovoltaik gestalten“
„Modernes Bauen heißt, mehr als energieeffiziente Gebäude zu realisieren. Zeitgemäße Architektur verlangt Standards beim Design und Gestaltungsfreiheit, die sich nur mit modernsten Technologien umsetzen lassen. Bestes Beispiel ist unsere Photovoltaik-Fassade, die eine nachhaltige Lösung für die Fassadengestaltung, Energiegewinnung und Recyclingfähigkeit ist. Als nachhaltiges Unternehmen beziehen wir Kunden in unsere Strategie ein und sind uns auch unserer Verantwortung als Arbeitgeber bewusst. Gerade in einer Zeit der Krise und Unsicherheit sind motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter ein zentraler Erfolgsfaktor. So haben wir unsere Unternehmenskultur stetig weiterentwickelt, um ein Arbeitsumfeld zum Wohlfühlen zu schaffen.“
„Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung“
„Unser Schwerpunkt liegt in der Baubegleitung, Planung, Baukoordination und Projektleitung für Einfamilienhäuser und kleinere Mehrfamilienhäuser. Nachhaltigkeit bekommt eine immer größere Bedeutung. Rohstoffe werden weniger und auch Normen sowie Richtlinien weisen bereits darauf hin. Durch die Digitalisierung und ganzheitliche Planung können wir im Vornhinein unnützen Rohstoffverbrauch vermeiden. Unsere Büros sind zum Beispiel in Massivbauweise und in Leichtbauweise gebaut, mit Mineralwolle gedämmt, geheizt wird mit Luftwärmepumpe und für die Stromerzeugung verwenden wir Photovoltaik.“