„Digitale Vertriebskanäle gewinnen an Bedeutung“, sagt Martin Schellrat.
„Digitale Vertriebskanäle gewinnen an Bedeutung“, sagt Martin Schellrat. © Helge Bauer
E-Commerce

Erfolgs­stra­te­gie E‑Commerce

Expansionshelfer und Umsatzbringer: Wie Kärntner Betriebe mit Online-Verkaufskanälen ihr Geschäft ­ankurbeln und worauf Neulinge achten sollten.

28.10.2024 07:05 - Update am: 31.10.2024 17:30 von Anita Arneitz
Lesezeit 8 Minuten

Online­shop­ping ist belieb­ter denn je: Inzwi­schen wer­den in Kärn­ten 8,9 Pro­zent der Ein­zel­han­dels­aus­ga­ben im Inter­net getä­tigt – ob in Online­shops oder Markt­plät­zen. Die belieb­tes­te Waren­grup­pe ist Mode, also Beklei­dung und Schu­he, gefolgt von Nahrungs­ergänzungsmitteln und Medi­ka­men­ten, Büchern und Kos­me­tik. Die­se Ent­wick­lung lässt sich nicht mehr auf­hal­ten, aber auch der loka­le Han­del kann davon pro­fi­tie­ren. So konn­te zum Bei­spiel das Tra­di­ti­onschuh­ge­schäft „HK –Schu­he Hil­le­brand“ aus Kla­gen­furt und St. Veit durch den Onlin­ever­kauf das Ange­bot im Fach­han­del erhö­hen und attrak­ti­ver für Kun­den wer­den.

Markt­plät­ze aus Platt­form

Ande­re hin­ge­gen set­zen inzwi­schen voll und ganz auf den Online­han­del. Horst Burg­stal­ler und Mar­kus Miklautsch nut­zen zum Bei­spiel Markt­plät­ze für den welt­wei­ten Ver­kauf, Jen­ni­fer Ander­wald und Bern­hard Kusch­nig fokus­sie­ren sich stär­ker auf den eige­nen Online­shop. Verkaufs­kanäle sind viel­fäl­ti­ger gewor­den und bie­ten für Klein- und Mit­tel­be­trie­be gro­ße Chan­cen. Das bestä­tigt Digi­ta­li­sie­rungs-Exper­te Mar­tin Schell­rat von Digi​craft​.at aus Kla­gen­furt: „Vie­le Kärnt­ner Betrie­be sind geo­gra­fisch im länd­li­chen Raum ange­sie­delt. Durch E‑Commerce, also Online­han­del, haben sie die Mög­lich­keit über die regio­na­len Gren­zen hin­aus zu ver­kau­fen. Damit kann E‑Commerce Unter­neh­men hel­fen, wett­be­werbs­fä­hig zu blei­ben und sich brei­ter auf­zu­stel­len.“ Damit das gelingt, müs­sen vie­le Fak­to­ren berück­sich­tig wer­den wie schnel­le Lie­fe­rung, gute Sicht­bar­keit in Such­ma­schi­nen, gro­ße Aus­wahl an Zah­lungs­mög­lich­kei­ten und eine geziel­te Mar­ke­ting­stra­te­gie.

Bar­rie­re­frei­heit ab 2025 Pflicht

Ger­hard Mod­re von Mod­re Con­sul­ting aus Völ­ker­markt unter­stützt eben­falls ­Betrie­be bei der Digi­ta­li­sie­rung und ergänzt: „Von Anfang an soll­te bei einem Online­shop auch die Barriere­freiheit mit­ge­dacht wer­den. Ab Mit­te des nächs­ten Jah­res ist die­se für alle Online­shop­be­trei­ber laut EU-Gesetz Pflicht.“ Wer mit sei­nem Shop erfolg­reich sein will, müs­se ihn regel­mä­ßig war­ten, sonst sei er wie ein Auto schnell tot­ge­fah­ren.

Stim­men aus der Wirt­schaft

„Wir sind kom­plett auf online umge­stie­gen“

„Ich stel­le alle Kos­me­tik­pro­duk­te selbst frisch her. 2022 habe ich das sta­tio­nä­re Geschäft auf­ge­ge­ben, der Online­shop läuft seit 2018. Es ist nicht ein­fach, über­haupt im Web gefun­den zu wer­den. Alles muss für Kun­den so ein­fach wie mög­lich sein. Ohne Such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rung und sozia­le Medi­en geht es heu­te nicht, Kurz­vi­de­os funk­tio­nie­ren gut.“

Jen­ni­fer Ander­wald

„Auch online das Loka­le her­vor strei­chen“

„Markt­plät­ze wie Ama­zon sind zu ganz nor­ma­len Ver­kaufs­ka­nä­len gewor­den, über die man Kun­den erreicht. Aber man soll­te auch dort das Loka­le her­vor­strei­chen, denn die Kun­den wol­len wis­sen, wo sie kau­fen. Um erfolg­reich zu wer­den, braucht es tat­säch­lich ein­fach nur mal Mut, um zu star­ten, und Wer­bung, wie über­all im E‑Commerce.“

Mar­kus Miklautsch

„Mit Ama­zon neue Märk­te erschlos­sen“

„In den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren, in denen wir nach­hal­tig in Kärn­ten pro­du­zier­te Schim­mel­ent­fer­ner bei Ama­zon anbie­ten, konn­ten wir jedes Jahr eine Umsatz­stei­ge­rung von durch­schnitt­lich 180 Pro­zent auf über 5,4 Mil­lio­nen Euro im Jahr 2023 erzie­len. Unse­re Expan­si­on nach Ita­li­en, Frank­reich und in die skan­di­na­vi­schen Län­der hat uns neue Mög­lich­kei­ten eröff­net, ab Herbst kön­nen Kun­den in ganz Euro­pa und den USA unse­re Pro­duk­te kau­fen. Eine Aus­wei­tung auf wei­te­re Märk­te ist so mit weni­gen Maus­klicks mög­lich. Neben Ama­zon ver­mark­ten wir unse­re Pro­duk­te auch über unse­re eige­nen Shops in Euro­pa und USA mit ste­tig stei­gen­den Absät­zen.“

Horst Burg­stal­ler

„Authen­zi­ti­tät und Usa­bi­li­ty sind das Wich­tigs­te bei einem Online­shop“

„Ich habe den Betrieb 2021 über­nom­men und mit neu­em Bran­ding und Online­shop gestar­tet. Seit­dem hat sich die Pro­dukt­pa­let­te erwei­tert. Die größ­te Her­aus­for­de­rung war es, unter den vie­len Zirbenprodukt­anbietern her­vor­zu­ste­chen. Ein super Sys­tem zum Ska­lie­ren ist für uns Shop­i­fy, weil es wenig War­tungs­auf­wand hat. Das Wich­tigs­te bei einem Online­shop sind Authen­ti­zi­tät und Anwen­der­freund­lich­keit.“

Ben­ja­min Kusch­nig
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