Vierte Generation im Traditionsgeschäft
Mit einer über 100-jährigen Unternehmensgeschichte lässt sich Familie Breschan von Krisen und schweren Zeiten nicht einschüchtern.
In einer Buchhandlung aufwachsen. Davon träumt so manche Leseratte. Für Moritz Breschan gehörten das Laufen zwischen den meterlangen Bücherregalen und die Spieleabende mit den Geschwistern zum normalen Alltag.
Weil ihn die Zahlen doch ein wenig mehr faszinierten als die Buchstaben, entschied er sich für die Informatik und sammelte nach der HTL erste Berufserfahrungen in einer Bank. Sein Vater Heinz Breschan führte währenddessen voller Leidenschaft und Herzblut das gleichnamige Familienunternehmen mit Standorten in Feldkirchen und Spittal an der Drau. Bücher, Spiele, Papier und Bürobedarf, Schultaschen und Rucksäcke, Dekorations- und Esoterikartikel, Zeitschriften und Zeitungen: Über die Jahrzehnte ist das Sortiment immer größer geworden. „Mit unserer Geschichte gehören wir quasi zum Inventar der Stadt und entwickeln uns mit ihr weiter. Wer bei uns hereinkommt, soll sich genauso wohlfühlen wie im Wohnzimmer zu Hause“, wünscht sich Moritz Breschan.
Regina Stumpf hat Lager und Kassa immer gut im Griff. Auch online können Bücher bestellt werden.
Sie weiß nicht nur, welche Bücher im Trend sind, sondern auch, wo sie zu finden sind: Franziska Flörl hat die Buchabteilung im Griff.
Stolz zeigt Moritz Breschan die innovative Idee der Geschenkewand in der Spielzeugabteilung.
Nach Diagnose einer schweren Krankheit bei seinem Vater kündigte er seinen Job. Für ihn war klar, den Familienbetrieb in vierter Generation weiterzuführen. Unterstützt wird er dabei von seiner Mutter Sandra und seinem „Stiefberater“ Stefan Jausz. Familie und Betrieb lassen sich nie ganz trennen. „Du redest über die Firma, natürlich auch am Wochenende und in der Freizeit“, sagt Breschan. Unternehmertum habe schöne Seiten und weniger schöne Seiten. Und nicht seien alle der gleichen Meinung. „Wenn es mal Meinungsverschiedenheiten gibt, kann es schon emotional werden. Dann diskutieren wir die Sache aus und finden am Ende eine Lösung“, verraten Sandra und Stefan Jausz. Die Nachfolge angetreten zu haben, hat Breschan bis jetzt noch nicht bereut: „Es war absolut die richtige Entscheidung. Der Laden muss einfach erhalten bleiben. Es ist heute unmöglich so ein Geschäft von Null weg aufzubauen. Es steckt die Arbeit von Generationen drin. Ich sehe es als eine große Chance, die ich nur einmal habe.“
„Wollen gerne wieder Lehrlinge ausbilden“
Wenn der Kopf eines Familienunternehmens plötzlich weg ist, verändert das vieles. „Uns war klar, dass viele Herausforderungen auf uns zu kommen und wir haben aktuell auch im Team einen Generationswechsel. Wir haben heuer viele junge Mitarbeiter eingestellt und wollen gerne wieder Lehrlinge ausbilden“, erzählt Breschan. Er möchte den eingeschlagenen Weg seines Vaters fortführen, aber stellt klar: „Ich bin nicht mein Vater und kann das Geschäft nicht wie er eins zu eins weiterführen. Es wird natürlich Veränderungen geben, so wie es immer ist, wenn die nächste Generation übernimmt.“ Motiviert und ehrgeizig will er mit seinem Team durchstarten.
Geschenkewand kommt gut an
Zwischendurch gibt er ein bestelltes Buch heraus oder schaut bei der Geschenkewand in der Spielwarenabteilung nach dem Rechten. „Das war eine neue Idee, die von den Kunden sehr gut angenommen wird.“ Kinder bekommen eine Kiste mit ihrem Namen und können darin ihre Wunschartikel deponieren. Verwandte und Freunde können jederzeit ins Geschäft kommen und eines der Geschenke kaufen. Auch die laufenden Veranstaltungen werden gut angenommen. „Mein Vater hat damit angefangen. Jetzt haben wir jedes Monat mindestens ein Veranstaltungshighlight, zuletzt mit bis zu 50 Besuchern.“ Damit kann sich Breschan stärker als Treffpunkt für die Menschen aus der Region positionieren. „Wir freuen uns über das positive Feedback und sind bereits mitten drin in der Planung für das nächste Jahr.“
- 1921 wurde das Unternehmen als Buchbinderei von den Gebrüdern Rosenstein gegründet.
- Im Jahr des Black Fridays und des Börsencrash an der New York Stock Exchange, die eine schwere Wirtschaftskrise vor dem zweiten Weltkrieg auslöste, heiratete Alex Breschan, der Urgroßvater von Moritz, Maria Rosenstein. Damals lag der Fokus auf Leder- und Papierhandel und Schulbüchern. Ihr Sohn Viktor Breschan baute aus, seine Frau Margaretha und ihr Sohn Heinz führten nach seinem Ableben den Betrieb weiter.
- 1997 wurde unter dem Namen Rabatz in Spittal an der Drau ein Spielwarenfachmarkt eröffnet.
- Anfang 2024 übernahm Moritz Breschan den Familienbetrieb.
- Heute sind an den zwei Standorten 25 Mitarbeiter beschäftigt. Die Verkaufsfläche umfasst 900 bzw. 1000 Quadratmeter. Aktuell werden Lehrlinge für den Einzelhandel gesucht.