Drei Generationen haben sich dem Schusterhandwerk verschrieben: Ernst jun. mit Tochter Marie und Vater Ernst sen. Stroj aus St. Egyden.
Drei Generationen haben sich dem Schusterhandwerk verschrieben: Ernst jun. mit Tochter Marie und Vater Ernst sen. Stroj aus St. Egyden. © Peter Just
Maßschuhmacher Stroj

Schus­ter­hand­werk in der sie­ben­ten Gene­ra­ti­on

Schuster, bleib bei deinen Leisten: Familie Stroj aus St. Egyden bei Velden hat sich das zu Herzen genommen. Gleich drei Generationen arbeiten gemeinsam in der Werkstatt und verbinden alte Handwerkstradition mit modernem Wissen.

22.01.2025 11:04 - Update am: 28.01.2025 08:18 von Anita Arneitz
Lesezeit 8 Minuten

In der Werk­statt von Opa wird es nie lang­wei­lig. Marie Stroj (18) ist wie ihr Vater Ernst Stroj jun. (41) zwi­schen Leis­ten­for­men und Leder in der Schuh­mach­er­werk­statt von Ernst Stroj sen. (73) auf­ge­wach­sen. Bei­de ver­bin­den damit posi­ti­ve Kind­heits­er­in­ne­run­gen und ent­deck­ten in jun­gen Jah­ren die Lie­be zum Hand­werk. „Der Beruf ist inter­es­sant und abwechs­lungs­reich“, sagt Marie Stroj.

Viel Arbeit, gute Stim­mung

Heu­te tei­len sich die Drei die hel­le Werk­statt mit Blick auf die Drau und die Kara­wan­ken. Trotz vie­ler Arbeit ist die Stim­mung gut und es bleibt immer Zeit für Gesprä­che. „Natür­lich haben auch wir mal klei­ne­re Rei­be­rei­en, das ist ganz nor­mal. Aber da muss man halt durch und redet sich die Sache aus“, sagt Ernst Stroj jun.

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Als klar war, dass er den väter­li­chen Betrieb über­neh­men will, wur­de moder­ni­siert und inves­tiert. Jetzt fer­ti­gen sie gemein­sam in sie­ben­ter Gene­ra­ti­on ortho­pä­di­sche Maß­schu­he, Ein­la­gen, Ober­tei­le und Maß­schu­he. Ernst Stroj sen. ist es ein Her­zens­an­lie­gen, das alte Hand­werk wei­ter­zu­ge­ben und hat im ehe­ma­li­gen Geschäfts­raum ein klei­nes Schus­ter­mu­se­um ein­ge­rich­tet. Grup­pen kön­nen sich vor­ab anmel­den. Neben einer Füh­rung kön­nen die­se exklu­siv die eigens gedreh­te Doku über die Hand­werks­tech­ni­ken sehen. Auch Schuh­putz­kur­se gibt es bei den Schuh­ma­chern auf Anfra­ge.

Stroj-Fami­li­en­re­zep­tu­ren und Erfah­rungs­schatz

Die Schus­tertra­di­ti­on in sei­ner Fami­lie hat Ernst Stroj sen. über meh­re­re Jahr­hun­der­te zurück­ver­folgt. Sein Groß­va­ter ist noch im Win­ter von Hof zu Hof gezo­gen, um Schu­he zu fli­cken. „Es war nicht leicht. Manch­mal hat­ten die Men­schen kein Geld für die Repa­ra­tu­ren und bezahl­ten die Schus­ter mit Natu­ra­li­en wie Brot und Mehl.“ Gemein­sam mit sei­nem Sohn hat er an einer alten Rezep­tur vom Groß­va­ter gear­bei­tet. Damit lässt sich Näh­garn mit Pech her­stel­len. „Das Rezept hat er auf­ge­schrie­ben, aber in fal­scher Rei­hen­fol­ge, damit es nie­mand so schnell nach­ma­chen kann.“ Nach fünf Jah­ren haben die Stro­js das Geheim­nis gelüf­tet und ver­schi­cken das außer­ge­wöhn­li­che Näh­garn an Kol­le­gen in ganz Euro­pa. „So etwas bekommt man nir­gends mehr zu kau­fen.“

Hand­ge­fer­tigt und indi­vi­du­ell

Für die Schuh­ma­cher­fa­mi­lie scheint nichts unmög­lich zu sein: Maß­schu­he in außer­ge­wöhn­lich gro­ßen Grö­ßen bis hin zu auf­wen­di­gen Spe­zi­al­an­fer­ti­gun­gen im ortho­pä­di­schen Bereich – obwohl durch­aus moderns­te Tech­nik zum Ein­satz kommt, wird ein gro­ßer Teil per Hand gemacht. Auch wenn die Schuh­ma­che­rei ein aus­ster­ben­der Beruf ist, müs­sen sich die Stro­js über zu wenig Arbeit kei­ne Sor­gen machen. „Mit meh­re­ren Stand­bei­nen sind wir gut auf­ge­stellt“, zeigt sich Ernst Stroj jun. opti­mis­tisch. Vor allem der ortho­pä­di­sche Bereich neh­me zu. Die Turn­schuh­ge­ne­ra­ti­on leis­te sich zwar kei­ne Maß­schu­he, aber spä­ter irgend­wann Ein­la­gen.

Ein­bli­cke in die Werk­stattButton Down

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Aus der Chro­nik
  • 1870 hat Ignaz Stroj den ers­ten Gewer­be­schein als Schus­ter in Kla­gen­furt gelöst. Sein Sohn grün­de­te die noch heu­te geführ­te Werk­stät­te in St. Egy­den bei Vel­den.
  • Ernst Stroj sen. war über 34 Jah­re lang selbst­stän­di­ger Schu­ma­cher und 13 Jah­re als Lan­des­in­nungs­meis­ter aktiv.
  • Sein Sohn Ernst jun. über­nahm 2013 den Betrieb und ist sowohl Schuh­ma­cher als auch Ortho­pä­die­schuh­ma­cher. In die­sem Jahr fer­tig­ten die bei­den den größ­ten hand­rah­men­ge­näh­ten Schuh Öster­reichs in Grö­ße 176 an.
  • 2021 stieg Marie Stroj als sie­ben­te Gene­ra­ti­on in den Betrieb ein und absol­viert gera­de die Leh­re.
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