Als Zimmerer hat seine Karriere begonnen, heute ist Ferdinand Strutz von Holzbau Strutz über die Grenzen Österreichs hinaus als Spezialist für Wassereinbauten bekannt.
Als Zimmerer hat seine Karriere begonnen, heute ist Ferdinand Strutz von Holzbau Strutz über die Grenzen Österreichs hinaus als Spezialist für Wassereinbauten bekannt. © Dietmar Wajand
Holzbau Strutz

Holz­bau Strutz lässt die Zim­me­rer schwim­men

Holzbau Strutz in Krumpendorf gibt es bereits seit über 100 Jahren. Der Familienbetrieb begann als Zimmerei und entwickelte sich zu einem Experten für Pilotierungen und Wassereinbauten.

05.06.2024 13:15 - Update am: 11.06.2024 10:46 von Claudia Blasi
Lesezeit 6 Minuten

„Bei uns fal­len die Zim­me­rer nicht vom Dach, son­dern höchs­tens ins Was­ser“, erzählt Fer­di­nand Strutz mit einem Schmun­zeln. Seit über 45 Jah­ren ist er für die Geschi­cke bei Holz­bau Strutz ver­ant­wort­lich. Der ursprüng­li­che Zim­me­rei­be­trieb ist heu­te ein füh­ren­der Spe­zia­list für Pilo­tie­run­gen, dem Set­zen von Pfäh­len im Was­ser, und Was­ser­ein­bau­ten. Dazu zäh­len Boots­häu­ser und Boots­he­be­an­la­gen, Ste­ge, Ter­ras­sen, Ufer­ver­bau­un­gen, Holz­brü­cken und Aus­sichts­tür­me.

Holz und Was­ser sind sei­ne Ele­men­te

Dass Holz sein Ele­ment ist, wuss­te Strutz von Anfang an und absol­vier­te die Zim­mer­meis­ter­prü­fung. Aber auch dem Was­ser ist der lei­den­schaft­li­che Tau­cher und ehe­ma­li­ge Besit­zer der Tauch­schu­le Atlan­tis sehr ver­bun­den. „In mei­nem Beruf kann ich bei­des kom­bi­nie­ren und mitt­ler­wei­le ken­ne ich die Boden­ver­hält­nis­se der Kärnt­ner Seen in- und aus­wen­dig“, sagt der Exper­te.

Ent­wi­ckelt hat sich die­se Nische bereits in den 1930er-Jah­ren, als die Som­mer­fri­sche in Kärn­ten modern wur­de und Vil­len rund um die Seen ent­stan­den. Bis heu­te hält die Nach­fra­ge an. Es wird nicht nur neu gebaut, vie­les muss saniert wer­den. Dazu braucht es Erfah­rung und Know-how, was das sechs- bis acht­köp­fi­ge Team mit­bringt. „Die meis­ten Mit­ar­bei­ter sind seit zehn und drei­ßig Jah­ren bei uns und wis­sen ganz genau, was sie tun.“ Das ist auch not­wen­dig, wenn etwa 14 Meter lan­ge Pfäh­le pilo­tiert wer­den müs­sen. Das Gerät für sol­che Ein­sät­ze wur­de gemein­sam mit einer ita­lie­ni­schen Fir­ma ent­wi­ckelt und ist in die­ser Form ein­zig­ar­tig in Öster­reich.

Kun­den legen Wert auf Qua­li­tät

Zu den Kun­den zählt mit­un­ter die ein­kom­mens­star­ke Schicht aus Wien, der Stei­er­mark und Salz­burg sowie dem deut­schen Raum. Sie legen beson­de­ren Wert auf Qua­li­tät und Nach­hal­tig­keit. Das spie­gelt sich auch im Holz wider. Vor­wie­gend wer­den für die Bau­ten hei­mi­sche Höl­zer wie Lär­che, Kie­fer, Tan­ne und Eiche ver­wen­det, weg von den Exo­ten. „Wir erstel­len den Ein­reich­plan und über­neh­men die Behör­den­we­ge. Dabei legen wir größ­tes Augen­merk auf die Inte­gra­ti­on der Bau­wer­ke in die Natur“, betont Strutz.

Umsatz wäh­rend Pan­de­mie gewach­sen

Die ver­gan­ge­nen Jah­re, geprägt von Coro­na und Krieg, konn­te der Betrieb gut über­ste­hen. Wäh­rend der Pan­de­mie ist der Umsatz sogar gewach­sen. Neben Groß­auf­trä­gen am Neu­sied­ler See war ein Umden­ken bei den Men­schen aus­schlag­ge­bend: „Die Leu­te blie­ben zuhau­se, haben es sich schön gemacht oder reno­viert, das führ­te zu einem sehr guten Ergeb­nis.“

Wirt­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen berei­ten Sor­gen

Sor­gen­fal­ten auf der Stirn berei­tet dem Unter­neh­mer die aktu­el­le wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung. Der erhoff­te Auf­schwung blieb aus, die Men­schen sei­en ver­un­si­chert und inves­tie­ren nicht. Die Maß­nah­men der Regie­rung zei­gen kei­ne Wir­kung. Dis­kus­sio­nen zur Arbeits­zeit­ver­kür­zung, eine Vier-Tage-Woche bei glei­chem Gehalt – all das wer­de den Wohl­stand nicht sichern kön­nen.

Trotz aller Beden­ken ist Strutz, der eigent­lich schon sei­ne Pen­si­on genie­ßen könn­te, wei­ter aktiv. „Am liebs­ten ver­brin­ge ich mei­ne Zeit unter Was­ser beim Tau­chen oder auf dem Golf­platz, aber solan­ge es mir noch Spaß macht, mache ich wei­ter.“ Nach­fol­ger gibt es kei­nen, aber viel­leicht „taucht“ auch der noch auf.

Aus der Chro­nik
  • 1906 errich­tet Peter Orasch, Urgroß­va­ter von Fer­di­nand Strutz, in Krum­pen­dorf ein Säge­werk mit Zimmerei­betrieb.
  • Auf Peter Orasch folg­te sein Sohn Georg, der den Betrieb spä­ter für zehn Jah­re an die Fir­ma Print­sch­ler ver­pach­te­te.
  • Bereits in den 1930er-Jah­ren beschäf­tig­te man sich mit See-Ein­bau­ten, da sich immer mehr Vil­len­be­sit­zer am Ufer des Wör­ther­sees ansie­del­ten.
  • Danach über­nahm Fer­di­nand Strutz die Zim­me­rei. Die See­ein­bau­ten nah­men Ende der 1990er-Jah­re wei­ter zu und wur­den zum Haupt­be­stand­teil der Fir­men­tä­tig­keit – der Betrieb wur­de zu einem Spe­zia­lis­ten für die­se Pro­jek­te.
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Die­ser Arti­kel ist in Aus­ga­be 11/24 erschie­nen.
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