Wie man schwierige Themen angstfrei anspricht, erklärt Nicole Staudinger in ihrem Buch „Leicht gesagt“.
Wie man schwierige Themen angstfrei anspricht, erklärt Nicole Staudinger in ihrem Buch „Leicht gesagt“. © Stefan Neumann
Nicole Staudinger

„Wir kom­men um Selbst­re­fle­xi­on nicht her­um“

Nicole Staudinger erklärt im Interview, wie man schwierige Themen anspricht.

25.12.2024 12:47 von Ines Tebenszky
Lesezeit 5 Minuten

Wer die Regeln der guten Kom­mu­ni­ka­ti­on kennt, kann auch schwie­ri­ge The­men anspre­chen, ohne davor Angst zu haben, ist Schlag­fer­tig­keits­exper­tin Nico­le Stau­din­ger über­zeugt. Die eige­ne Hal­tung zu hin­ter­fra­gen, ist ein Teil davon.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Egal, ob im beruf­li­chen oder pri­va­ten Umfeld: Unan­ge­neh­me Gesprä­che kann man nicht ewig vor sich her­schie­ben. Wor­an liegt es, dass schwie­ri­ge The­men so ungern ange­spro­chen wer­den?

Nico­le Stau­din­ger: Ich den­ke, das liegt dar­an, dass vie­len das Wie fehlt. An Pro­ble­men man­gelt es nicht, aber häu­fig wis­sen die Leu­te nicht, wie sie sie anspre­chen sol­len. Wenn man dann etwas mit den Wor­ten „das war dein Feh­ler“ anspricht, reagie­ren ja die wenigs­ten gelas­sen, weil sie sich auf die Füße getre­ten füh­len. Schwie­rig wird es auch, wenn sich schon viel auf­ge­staut hat und die Emo­tio­nen etwa mit Wor­ten wie „du hast schon immer …“ und „damals 1986 …“ hin­zu­kom­men.

Wenn es aber doch sein muss, dass man ein unan­ge­neh­mes The­ma anspricht: Was soll­te man beach­ten?

Grund­sätz­lich gibt es sie­ben Grund­la­gen für gelun­ge­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on, aber zwei davon haben mich selbst über­rascht. Zum einen das Men­schen­bild. Ich muss mich fra­gen: Wel­ches Men­schen­bild habe ich denn vom Gegen­über? Wenn das nicht stimmt, kann ich es gera­de­rü­cken, damit ich unvor­be­las­tet ins Gespräch gehen kann. Zum ande­ren muss ich ein Ziel haben und mich fra­gen: Was will ich denn eigent­lich mit dem Gespräch bewir­ken?

Wel­che ande­ren fünf Grund­la­gen braucht es noch?

Dass Ver­trau­en da ist, man vom hohen Ross her­un­ter­steigt, auf­rich­tig zuhört, die rich­ti­ge ­Atmo­sphä­re schafft und den rich­ti­gen Ton­fall hat. Wie bei vie­len ande­ren The­men kom­men wir auch hier um die Selbst­re­fle­xi­on nicht her­um. Denn schließ­lich ist die Kom­mu­ni­ka­ti­on ja dazu da, einen gemein­sa­men Weg zu fin­den.

Schlag­fer­tig­keit hilft, in das ­Gespräch ein­zu­stei­gen, aber bei Kon­flik­ten kommt sie an die Gren­zen.Zitat Ende

Nico­le Stau­din­ger

Autorin

Wel­che Rol­le spielt dabei die Schlag­fer­tig­keit?

Ein Bei­spiel: Sie hal­ten eine Prä­sen­ta­ti­on vor der gesam­ten Beleg­schaft und von einer Kol­le­gin hören sie: „Naja, das Rad hast du damit auch nicht neu erfun­den.“ Dann haben Sie drei Sekun­den Zeit für eine schlag­fer­ti­ge Ant­wort. Wenn die nicht kommt, fällt man sprach­lich zurück und unter Umstän­den ist der gan­ze Tag des­we­gen im Eimer. Kommt aber jedes Mal von die­ser Kol­le­gin so ein Spruch, muss man das offen anspre­chen, weil es dann offen­sicht­lich einen Kon­flikt gibt, den Schlag­fer­tig­keit allei­ne nicht lösen kann. Mit guter Kom­mu­ni­ka­ti­on holt man das The­ma unter dem Tep­pich her­vor, um nicht selbst immer vor­be­las­tet in bestimm­te Situa­tio­nen zu gehen, weil man den nächs­ten Spruch schon erwar­tet.

Wie geht man am bes­ten in so ein Gespräch?

Wenn man ein Gespräch pla­nen kann, soll­te man auf ein paar Din­ge ach­ten, zum Bei­spiel auf die rich­ti­ge Atmo­sphä­re. Ehe­pro­ble­me wird man wohl nicht in einem lau­ten Bier­lo­kal bespre­chen, auch muss man ein wich­ti­ges Gespräch nicht an einem Tisch füh­ren, an dem man gezwun­gen ist, ein­an­der in die Augen zu schau­en, son­dern etwa bei einem Spa­zier­gang. Man soll­te sich auch immer klar dar­über wer­den, was man will, um das auch anspre­chen zu kön­nen, etwa mit „ich wün­sche mir, dass wir ein bes­se­res Ver­hält­nis haben“.

Was, wenn das Gegen­über nicht auf den Gesprächs­versuch ein­geht?

Das pas­siert, wenn das Ver­trau­en fehlt und sich das Gegen­über nicht öff­nen will. Dann kann man sagen „scha­de, ich hät­te mir mehr erwar­tet“ und so den Ball zum Gegen­über spie­len. Für einen selbst soll­te die Sache damit vom Tisch sein. Aber natür­lich kommt die Kom­mi­ka­ti­on auch immer wie­der an ihre Gren­zen. Wenn die Vor­stel­lun­gen zwei­er Per­so­nen nicht mit­ein­an­der ver­ein­bar sind, ver­langt das Kon­se­quen­zen, die meist in einem har­ten Schnitt mün­den, etwa in einer Schei­dung oder einem Job­wech­sel.

Zur Per­son
  • Nico­le Stau­din­ger aus Köln ist Best­sel­ler­au­torin, Unter­neh­me­rin und Mode­ra­to­rin. Den Grund­stein leg­te sie 2014 mit Schlag­fer­tig­keits­se­mi­na­ren für Frau­en.
  • Wäh­rend der Unter­neh­mens­grün­dung erkrank­te sie an Brust­krebs.
  • Über ­ihren Kampf gegen den Krebs schrieb sie ihr ers­tes Buch „Brüs­te umstän­de­hal­ber abzu­ge­ben“.
  • Seit­dem beschäf­tigt sie sich als Trai­ne­rin inten­siv mit Resi­li­enz und berei­tet Frau­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen auf den Umgang mit Kri­sen vor.
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