Universitätsprofessor Anton Bucher spricht in der Kärntner Wirtschaft über Glück.
Universitätsprofessor Anton Bucher beschäftigte sich intensiv mit der Glücksforschung und kann ­daraus Faktoren für ein glücklicheres Leben ableiten. © KK/Schenker
Anton Bucher

„Wer dem Glück
nach­jagt, der ver­jagt es“

Geld macht nicht glücklich. Aber Glück wirkt sich durchaus positiv auf die Gesundheit und ein langes Leben aus. Mit Universitätsprofessor und Buchautor Anton Bucher auf den Spuren des Glücks.

14.04.2024 11:18 - Update am: 14.06.2024 19:05 von Anita Arneitz
Lesezeit 5 Minuten

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Wie wirkt sich Glück­lich­sein auf die Gesund­heit aus?

Anton Bucher: Wir alle wol­len glück­lich sein und dür­fen auch oft glück­lich sein im Leben. Die­ses Glücks­er­le­ben kann unser Immun­sys­tem stär­ken, uns akti­ver, tat­kräf­ti­ger und für ande­re Men­schen anspre­chen­der und sym­pa­thi­scher machen. Per­so­nen, die häu­fig ange­neh­me Emo­tio­nen erle­ben, füh­len sich in der Regel auch weni­ger gestresst und haben weni­ger Cor­ti­sol, also Stress­hormone, im Blut. Zudem haben sie nach­weis­lich eine höhe­re Lebens­er­war­tung.

Unter­schei­det sich Glück von Zufrie­den­heit?

Das wird unter­schied­lich gese­hen. Für mich ist Zufrie­den­heit etwas Stär­ke­res, Kogni­ti­ves. Wenn ich am Jah­res­en­de Bilanz zie­he, kann ich zufrie­den sein. Zufrie­den­heit ist viel­fach län­ger anhal­tend, woge­gen das wirk­lich inten­si­ve Glück in der Regel viel kür­zer und inten­si­ver ist. Vor Zufrie­den­heit kann man nicht wei­nen. Im tiefs­ten Glücks­er­le­ben wie bei der Geburt eines Kin­des schon. Das Glück gehört zu den Gefüh­len und ist damit etwas Per­sön­li­ches und Sub­jek­ti­ves. 

Dar­über hin­aus unter­schei­den Sie zwei Arten von Glück?

Es gibt das hedo­nis­ti­sche Glück, das Genuss­glück, also das kon­su­mier­te Glück, und das ande­re ist das eudä­mo­nis­ti­sche Glück, das auf Artis­to­te­les zurück­geht. Die­ses Glück besteht dar­in, ein frei­er Mensch zu sein, sich ver­wirk­li­chen zu kön­nen, sozia­le Kon­tak­te zu pfle­gen und sich nütz­lich in die Gesell­schaft ein­zu­brin­gen. Das ist ein anspruchs­vol­le­res Glück als das he­do­nis­tische Glück. Das eine kommt von innen, das ande­re von außen.

Wovon hängt das Glück ab? 

Das Glücks­er­le­ben ist in etwa zu 50 Pro­zent gene­tisch bedingt und hängt nur in einem klei­nen Aus­maß von den per­sön­li­chen Lebens­um­stän­den ab. Aber es wird zu einem Drit­tel oder mehr von dem beein­flusst, was wir tun. Akti­ve Men­schen sind in der Regel glück­li­che­re Men­schen. Ich hal­te nichts davon, dem Glück nach­zu­ja­gen. Wer dem Glück nach­jagt, der ver­jagt es.

Universitätsprofessor Anton Bucher spricht in der Kärntner Wirtschaft über Glück. © KK/Schenker

„Eine der ­beglü­ckends­ten ­Erfah­run­gen ist ein ehr­lich gemein­tes Dan­ke eines ande­ren ­Men­schen.“Zitat Ende

Anton Bucher

Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor, Autor, Theo­lo­ge

Was löst denn Glücks­ge­füh­le aus?

Es gibt ver­schie­de­ne Glücks­quel­len. Es kann Bewe­gung sein, sozia­le Begeg­nun­gen, Musik, Fei­ern, Land­schaf­ten, Natur­er­leb­nis­se. Wir leben letzt­end­lich in einem sol­chen Reich­tum, dass es schier unend­lich vie­le Glücks­quel­len gibt. Wir kom­men nur in den Flow, wenn wir etwas sel­ber tun. Wenig ist beglü­cken­der als sich auf einen Stuhl zu set­zen, den man sel­ber gezim­mert hat.

Ein wich­ti­ger Aspekt für Selbst­stän­di­ge …

Ja, und in die­sem Zusam­men­hang hat man auch her­aus­ge­fun­den, dass sich Selbst­stän­di­ge, auch wenn sie oft­mals mehr Sor­gen haben, glück­li­cher schät­zen als nor­ma­le Ange­stell­te. 

Wel­che Rol­le spielt die Dank­bar­keit beim Glück?

Momen­tan ist es sehr beliebt, ein Dank­bar­keits­ta­ge­buch zu schrei­ben. Wir dür­fen auch für vie­les dank­bar sein – für jeden Herz­schlag und jeden Son­nen­strahl. Was aber viel­leicht oft ver­ges­sen wird ist, dass man nicht nur dank­bar ist für die Din­ge, die einem selbst pas­sie­ren, son­dern auch für die Mit­men­schen – und dass man das in irgend­ei­ner Form aus­drückt. In einer unse­rer Unter­su­chun­gen haben Per­so­nen geschil­dert, dass es zu ihren glücklichs­ten Erfah­run­gen zählt, wenn ihnen jemand anders aus tiefs­tem Her­zen Dan­ke sagt. 

Macht Geld glück­lich?

Nur bedingt. Aus Expe­ri­men­ten weiß man, wenn Geld für ande­re gespen­det wird, macht das Men­schen glück­li­cher als wenn sie sel­ber mehr bekom­men.

Zur Per­son

Anton Bucher, gebo­ren 1960 in der Schweiz, ­stu­dier­te Theo­lo­gie und habi­li­tier­te im Fach Reli­gionspädagogik und Erzie­hungs­wis­sen­schaf­ten. Heu­te ist er unter ande­rem Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor für Reli­gi­ons­päd­ago­gik im Fach­be­reich Prak­ti­sche Theo­lo­gie an der Univer­sität Salz­burg. Eines sei­ner Bücher ist „Psy­cho­lo­gie des Glücks“, erschie­nen im Belz-Ver­lag, in dem er die neu­es­ten ­Erkennt­nis­se der Glücks­for­schung anschau­lich ­beschreibt. In sei­ner Frei­zeit bewegt sich der Vater von sechs Kin­dern ger­ne an der ­fri­schen Luft. Im ver­gan­ge­nen Jahr wan­der­te er von Salz­burg nach Luzern in 13 Tagen.

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