Barbara Liebermeister regt Führungskräfte dazu an, ihre Mitarbeiter so zu behandeln wie es Influencer mit ihren Followern tun.
Barbara Liebermeister regt Führungskräfte dazu an, ihre Mitarbeiter so zu behandeln wie es Influencer mit ihren Followern tun. © Salim Chauhan Photography
Barbara Liebermeister

„Mit­ar­bei­ter wol­len Hel­den als Chefs“

Barbara Liebermeister ist überzeugt, dass Führungskräfte von Influencern lernen können.

14.03.2025 10:26 von Ines Tebenszky
Lesezeit 5 Minuten

Manage­ment­be­ra­te­rin Bar­ba­ra Lie­ber­meis­ter ist Exper­tin für Füh­rungs­kul­tur im digi­ta­len Zeit­al­ter. Sie ist über­zeugt, dass Füh­rungs­kräf­te von Influen­cern ler­nen kön­nen und auch soll­ten.

„Kärnt­ner Wirt­schaft“: Wie defi­nie­ren Sie denn den Begriff „Influen­cer“?

Bar­ba­ra Lie­ber­meis­ter: Influen­cer sind prä­sent, sie insze­nie­ren ihre Auf­trit­te, inter­agie­ren mit den Men­schen, die ihnen fol­gen, ihren Fol­lo­wern, auf Augen­hö­he, sie reagie­ren gelas­sen und sie gehen neue Wege. Influen­cer haben oft nicht das bes­te Image, weil es – wie in jedem Bereich – Men­schen gibt, die vie­les über­zeich­nen. Ein Influen­cer ist aber nicht zwin­gend jemand, der auf Social-Media-Platt­for­men Wer­bung macht. Jeder Mensch ist ein Influen­cer, weil jedes Gespräch das Ver­hal­ten des ande­ren beein­flusst. Paul Watz­la­wick sag­te: „Man kann nicht nicht kom­mu­ni­zie­ren.“ Ich sage: Man kann nicht nicht beein­flus­sen.

Ihre The­se lau­tet „In Zukunft führt, wer Fol­lower gewinnt“. Wie mei­nen Sie das?

Für Influen­cer gibt es eine Wäh­rung, näm­lich die Men­ge und das Enga­ge­ment ihrer Fol­lower. Dar­aus hat sich wirt­schaft­lich gese­hen ein Mil­li­ar­den­markt ent­wi­ckelt. Häu­fig sind Influen­cer Ido­le, die Ein­bli­cke in ihr Pri­vat­le­ben geben und sich nah­bar prä­sen­tie­ren. Wenn sie es gut machen, auf Augen­hö­he und wert­schät­zend kom­mu­ni­zie­ren, wer­den sie zu einer ver­trau­ens­vol­len Mar­ke, das ist das, was die Fol­lower wol­len. Aber auch Mit­ar­bei­ter wol­len das – sie wol­len Hel­den als Chefs.

Sehen Sie Influen­cer als Vor­bil­der für Füh­rungs­kräf­te?

Pau­scha­li­sie­run­gen sind immer schwie­rig. Ich wür­de sie nicht zwin­gend als Vor­bild bezeich­nen. Wenn aber Influen­cer Mil­lio­nen von Men­schen hin­ter sich ver­sam­meln, soll­te man sich doch anse­hen, wie sie das machen. Ich will kei­ne Stan­dar­di­sie­rung, son­dern eine indi­vi­du­el­le Betrach­tungs­wei­se anre­gen. Influen­cer stel­len ihre Fol­lower in den Mit­tel­punkt ihrer Inter­ak­ti­on, das soll­ten Füh­rungs­kräf­te mit ihren Mit­ar­bei­tern machen.

Influen­cer stel­len ihre Fol­lower in den Mit­tel­punkt – das soll­ten auch Füh­rungs­kräf­te machen.Zitat Ende

Bar­ba­ra Lie­ber­meis­ter

Manage­ment­be­ra­te­rin

Wel­che Aus­wir­kun­gen hat die­se Art der Füh­rungs­kul­tur?

Das wirkt sich klar auf die Moti­va­ti­on aus – die Men­schen haben mehr Lust zu arbei­ten. Dadurch ent­steht mehr Krea­ti­vi­tät, es ist mehr Platz da für neue Ideen. Man ist offen für Neue­run­gen, das kann zum Bei­spiel ein Anfang für eine neue Feh­ler­kul­tur sein, in der man die Per­spek­ti­ve auf Feh­ler ändert und schaut, wie man etwas Gutes dar­aus machen kann und dadurch den Mit­ar­bei­tern auch ein wenig die Angst vor Feh­lern nimmt.

Wie kann man sein Füh­rungs­ver­hal­ten ändern?

Dafür braucht es kla­re, trans­pa­ren­te Kom­mu­ni­ka­ti­on. Man kann die Absicht ein­lei­ten mit einer Ver­an­stal­tung oder auch im Gespräch, in dem man erklärt, dass man im Zeit­al­ter des digi­ta­len Wan­dels auch als Men­schen neue Wege gehen muss. Man soll die Mit­ar­bei­ter durch­aus über­ra­schen, darf sie aber nicht irri­tie­ren. Wich­tig ist, dass man der Ansa­ge immer Taten fol­gen lässt, um glaub­wür­dig zu sein. Es muss aber auch klar sein, dass so eine Ver­än­de­rung nicht von heu­te auf mor­gen pas­siert.

Wel­chen Zeit­rah­men soll­te man dafür ein­pla­nen?

Das ist sehr indi­vi­du­ell und muss man sich im Ein­zel­fall anse­hen. Wird bei einem Groß­un­ter­neh­men der Füh­rungs­stil umge­stellt, kann man von min­des­tens fünf Jah­ren aus­ge­hen – je ein­ge­fah­re­ner die Ver­hal­tens­wei­sen, des­to län­ger. Hier sind auch Exper­ten erfor­der­lich, die den Pro­zess beglei­ten. Bei einem Klein- und Mit­tel­be­trieb muss man natür­lich nicht so viel Zeit ein­pla­nen, da kann das schnel­ler gehen.

Wel­che Eigen­schaf­ten brau­chen zukunfts­si­che­re Füh­rungs­kräf­te?

Am Insti­tut für Füh­rungs­kul­tur im digi­ta­len Zeit­al­ter haben wir in einer Meta­stu­die über 80 Kom­pe­ten­zen iden­ti­fi­ziert. Die Top-3-Kom­pe­ten­zen sind Kom­mu­ni­ka­ti­ons­fä­hig­keit, Ver­än­de­rungs­fä­hig­keit sowie Wertschätzung/ Mit­ar­bei­ter­ori­en­tie­rung.

Zur Per­son
  • Bar­ba­ra Lie­ber­meis­ter ist Manage­ment­be­ra­te­rin, Buch­au­to­rin und Red­ne­rin aus Frank­furt am Main.
  • Sie begann ihre beruf­li­che Kar­rie­re im Mar­ke­ting inter­na­tio­na­ler Kon­zer­ne, unter ande­rem war sie für Chris­ti­an Dior, L’Oréal und Hoechst tätig.
  • Lie­ber­meis­ter ist Grün­de­rin und Lei­te­rin des Insti­tuts für Füh­rungs­kul­tur im digi­ta­len Zeit­al­ter.
  • Dar­über hin­aus doziert sie an meh­re­ren Hoch­schu­len.
  • Ihre The­men sind Lea­der­ship, (Selbst-)Führung und Bezie­hungs­ma­nage­ment im digi­ta­len Zeit­al­ter.
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